Die Spielleiter bieten jetzt ein „Theaterlabor“ „no.name“ endet wegen Corona und Schul-Stress!

Grevenbroich · Die freie Jugendtheatergruppe „no.name“, die im Jahr 2010 als Abiturprojekt entstand und seitdem jährlich eine Eigenproduktion aufführte, löst sich endgültig auf. Marius Panitz und Werner Alderath erklären die Notwendigkeit, stellen aber zugleich fest: So ganz werden sie der Bühne nicht den Rücken kehren.

 Auflösung der freien Jugend-Theatergruppe „no.name“: „Zettland“ erlebte die Premiere nicht.

Auflösung der freien Jugend-Theatergruppe „no.name“: „Zettland“ erlebte die Premiere nicht.

Foto: Panitz

Als Werner Alderath und Marius Panitz (beide 30) im Jahr 2010 „no.name“ gründeten, war ihnen selbst nicht bewusst, wie lange sie dieses Projekt begleiten sollte.

Zehn Jahre später blickten sie auf eine stolze Sammlung unterschiedlichster Theaterstücke zurück, die sie gemeinsam mit den Jugendlichen der Stadt inszenierten. Basis der Stücke waren immer die autobiografischen Geschichten der jungen Teilnehmer.

„Das Jahr 2020 war dann eine Zäsur“, erinnert sich Marius Panitz, mittlerweile Lehramtsreferendar an einem Gymnasium in Wuppertal: „Wie so viele Künstler stellte auch uns die Corona-Pandemie vor unlösbare Probleme. Kurz vor der Premiere unseres zehnten Stücks ,Zettland‘ im März 2020 brach der erste Lockdown über uns herein und wir konnten nicht mehr vor Publikum auftreten.“ Die Jugendlichen, die zu dieser Premiere die Bühne hätten stürmen sollen, machten in jenem Schuljahr ihr Abitur und standen nach der Wiedereröffnung der Spielstätten nicht mehr zur Verfügung.

Doch selbst wenn es Corona nicht gegeben hätte, wäre es an den nachfolgenden Generationen gescheitert. Alderath: „Innerhalb der vergangenen Jahre beobachteten wir einen enormen Rückgang an interessierten Jugendlichen; bei ,Zettland‘ waren es nur noch drei Spielerinnen.“

Die Spielleiter bemerkten wiederholt, dass die Jugendlichen kaum mehr die Zeit und die Begeisterung mitbrachten, sich in der Woche drei Stunden zum Proben zu treffen und auch an Wochenendproben teilzunehmen. Das Theater, was natürlich Freizeit war, kollidierte zunehmend mit der Schule.

„Wir hatten hohe Ansprüche. Am Ende ist zwar nur ein einstündiges Stück auf der Bühne zu sehen, allerdings legen wir großen Wert auf Schauspiel, Timing, Choreografie, Sprechen und nicht zu vergessen alle pädagogischen Werte wie beispielsweise das Formen eines Ensembles, auf das sich alle Spieler stets verlassen können. Das kostet nun einmal viel Zeit“, führt Marius Panitz weiter aus.

Aktuell sehen die beiden jungen Theatermacher eine Interessenverschiebung der Jugendlichen. Und aus diesem Grund entschieden sie sich Anfang dieses Jahres dafür, das Projekt „no.name“ offiziell zu beenden.

Dennoch wollen sie nicht resignieren, Ideen haben sie viele. So betreiben sie ein zweites theatrales Standbein weiter, die „Theater WG“.Hierzu gehört beispielsweise auch das Angebot eines „Theaterlabors“, das sich an Interessierte ab 20 Jahren richtet. Panitz führt aus: „Bei einem Theaterlabor geht es zuerst einmal ums Ausprobieren. Alle bringen ihre Ideen und ihr Verständnis von Theater mit und wir werden sehen, was wir daraus machen können. Ob Sprechtheater, Tanz, Pantomime oder Gesang, wir sind für alles offen, das Experimentieren steht im Vordergrund“.

Interessierte könnten sich ab jetzt unter kontakt@theaterwg.de melden.

Und die Jugendlichen? Auch die schreiben die Grevenbroicher Theatermacher nicht ab. Werner Alderath freut sich besonders über die Möglichkeit, seine Expertise als Theaterpädagoge in Form eines Ferienworkshops an der Jugend-Kunst-Schule weitergeben zu dürfen.

(-gpm.)
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