Fördermittel durch Bund und Land NRW Millionenförderung für Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler

Erkelenz/Jüchen · Staatssekretär Daniel Sieveke: „Hier entsteht Zukunft mit Herkunft: Wir reißen nicht ab, um zu vergessen, sondern wir gestalten neu, um zu erinnern und gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Diese Transformation schafft das neue Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler für das Rheinische Revier.

Daniel Sieveke (Mitte rechts) überreicht als Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW den Förderbescheid für den Bau des Dokumentationszentrums Tagebau Garzweiler an Harald Zillikens (Mitte links, Verbandsvorsteher und Bürgermeister von Jüchen). Im Bild von links: Thomas Schnelle (Mitglied des Landtags NRW), Daniel Lüngen (Abteilungsleiter Bezirksregierung Köln), Volker Mielchen (Geschäftsführer Zweckverband Landfolge Garzweiler), Stephan Muckel (Bürgermeister von Erkelenz), Jürgen Frantzen (Bürgermeister von Titz), Dr. Markus Kosma (Leiter Sparte Entwicklung Braunkohle RWE Power AG).

Foto: Zweckverband Landfolge Garzweiler

So wie auf diesem ehemaligen Gärtnereigelände einmal Pflanzen gepflegt worden sind, so wird hier in Zukunft das kulturelle Erbe des Rheinischen Reviers gepflegt. Und auch so grün wie früher soll es hier werden: Ein klimaneutraler Holzbau mit Photovoltaik-Anlagen, Erdwärme und einem begehbaren Dach mit Grünsystem wird hier entstehen.“

„Ich bin davon überzeugt, dass das geplante Hochbauprojekt im Blau-Grünen Band Garzweiler ein Anziehungspunkt im Rheinischen Revier und ein wichtiger Impuls für die touristische Entwicklung des zukünftigen Sees sein wird. Mit der Förderung vom Bund und vom Land Nordrhein-Westfalen in Höhe von rund 14,3 Millionen Euro unterstützen wir den Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler dabei, das Erbe von gestern für die Zukunft von morgen aufzubereiten.“

Das Dokumentationszentrum wird in der Ortschaft Holzweiler errichtet, die bis 2016 selbst für die Umsiedlung vorgesehen war. Zudem liegt der Bau nur gut hundert Meter vom Tagebau und dem entstehenden See entfernt. Geplant ist die Eröffnung des Besuchszentrums voraussichtlich für das Jahr 2026. „Mit dem heutigen Tag können wir das erste große Investitionsprojekt des Zweckverbands endgültig starten. Das ist für die Menschen in der gesamten Region ein wichtiges Signal des Aufbruchs in die Zukunft“, so Verbandsvorsteher Harald Zillikens. Die Bevölkerung in den Anrainerkommunen des Tagebaus hätte mehrere Jahrzehnte negative Auswirkungen der Braunkohleförderung gespürt. „Mit dem Kohleausstieg und dem Strukturwandel gilt es nun, die Zeit nach dem Bergbau konkret zu gestalten. Hierzu trägt der Zweckverband gemeinsam mit den Kommunen am Tagebau durch eine Vielzahl von Projekten bei.“

Das Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler ist eng mit weiteren Planungen und Projekten in den Folgelandschaften des Tagebaus verbunden. Es ist das erste Hochbauprojekt im Blau-Grünen Band Garzweiler, das aktuell schrittweise rund um den Tagebau entwickelt wird. Kern dieses Landschaftsbandes ist ein vollständiger Rad- und Wanderweg mit einer Länge von 23 Kilometern und einer vielfältigen Naturgestaltung. Auch in die Masterplanung zum künftigen See und in das Konzept für die Internationale Gartenausstellung IGA 2037 ist der Standort in Holzweiler einbezogen.

Stephan Muckel, Bürgermeister von Erkelenz: „Von der umgebauten Dorfschule über den Marktplatz bis zum Dokumentationszentrum entsteht in den kommenden Jahren eine neue Achse, die die Ortschaft Holzweiler mit dem zukünftigen Erholungsraum am See verbindet. Das Dokumentationszentrum wird auch ein Ort der Auseinandersetzung und der Erinnerung an die vielen Veränderungen der letzten Jahre rings um den Tagebau sein.“

Die Illustration zeigt, wie das Dokumentationszentrum aussehen soll.

Foto: DKFS

Der außergewöhnliche Bau erinnert in seiner Gestaltung an die typischen Formen und Erdschichten eines großen Tagebaus. Eine weitere Besonderheit des Besuchszentrums: Es umfasst neben der geplanten Dauerausstellung zum Thema Kulturlandschaft im Wandel und einem begehbaren Dachbereich mit Aussichtsmöglichkeit einen neuen Aussichtspunkt unmittelbar am Tagebau. Im Jahr 2026 schwenkt der noch aktive Tagebau am Standort vorbei. Bei der Bauweise wird besonders auf Nachhaltigkeit geachtet: Das Gebäude wird als Holzbau mit einem Gründach und viel Recyclingmaterialien geplant. Eine Solaranlage ermöglicht eine vollständig regenerative Energieversorgung. Der Siegerentwurf des internationalen Architekturwettbewerbs, der Grundlage für die Realisierung ist, stammt vom Planungsteam DKFS architects gemeinsam mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten.

Insgesamt hat das Gebäude eine Fläche von 1.200 Quadratmetern unter anderem mit Veranstaltungsräumen, Shop, Wechselausstellungsbereich und Gastronomie. Die knapp 200 Quadratmeter große Dauerausstellung ist durch eine großzügige Fensterfront Richtung Tagebau mit der Umgebung verbunden. Die Ausstellung wird den Wandel der Landschaft – mit Schwerpunkt auf der Zeit des Tagebaus – aus Sicht der Menschen in unterschiedlichen Themenbereichen darstellen. Damit soll der Ort für die Bevölkerung am Tagebau auch zu einem Treffpunkt zur Auseinandersetzung mit dem Bergbau und dem Strukturwandel werden. Die Präsentation entsteht in engem Zusammenspiel mit dem Landschaftsverband Rheinland LVR, mit RWE, dem Heimatverein Erkelenz und zahlreichen weiteren Vereinen und Organisationen in der Region. Der Zweckverband realisiert die Ausstellung gemeinsam mit der Dr. Ulrich Hermanns Ausstellung Medien Transfer GmbH, das Konzept entstand zusammen mit dem Bund Heimat und Umwelt in Deutschland BHU.

Positive Effekte erwartet der Zweckverband vom Dokumentationszentrum auch als touristischer Baustein und als Imagefaktor für die Region. Im Zusammenspiel mit dem LVR und den weiteren Tagebauumfeldorganisationen Hambach und Inden entsteht ein Netz von verschiedenen Informationszentren an den großen Tagebaugebieten. Dieses wird perspektivisch über komfortable Radverbindungen erschlossen, für die gerade gemeinsam ein Konzept entwickelt wird – ein weiteres Projekt unter Führung des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler. Eingebunden ist das Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler auch in die derzeit laufenden Planungen für den Aufbau einer Tourismusregion für das gesamte Rheinische Revier.

Der Zweckverband rechnet nach einer Anlaufphase mit rund 60.000 Gästen jährlich am Dokumentationszentrum ab dem Jahr 2030. Der Besuchsverkehr wird hierbei keine zusätzliche Belastung für das Dorf Holzweiler darstellen: Das Gelände ist zwar nur wenige hundert Meter vom Ortskern entfernt, allerdings hervorragend durch eine eigene Straßenanbindung erschlossen. Auch wird der Standort in den regionalen Öffentlichen Personennahverkehr eingebunden.

Der Bau des Dokumentationszentrums Tagebau Garzweiler einschließlich der Realis­ierung der Dauerausstellung wird aus Finanzmitteln des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen gemäß der Rahmenrichtlinie zur Umsetzung des Investitions­gesetzes Kohleregionen Nordrhein-Westfalen gefördert. Unter www.landfolge.de/dokumentationszentrum-tagebau-garzweiler finden sich weitere Informationen.