Für mehr Respekt gegenüber Rettungskräften „Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen“

Jüchen · Angriffe gegenüber Rettungskräften – davon wird besonders in Großstädten viel berichtet. Es ist zum Glück nicht an der Tagesordnung, doch auch in Jüchen kommen Angriffe – körperlicher, vor allem aber verbaler Art – gegenüber Einsatzkräften immer wieder vor.

Heinz-Dieter Abels, Leiter der Feuerwehr Jüchen, appelliert, Einsatzkräften mehr Respekt zu zeigen.

Heinz-Dieter Abels, Leiter der Feuerwehr Jüchen, appelliert, Einsatzkräften mehr Respekt zu zeigen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

So wurde beispielsweise an Silvester eine Rettungswagenbesatzung in Jüchen körperlich angegriffen. Fassungslos macht das wohl nicht nur Heinz-Dieter Abels, Leiter der Feuerwehr Jüchen: „Man merkt immer mehr, dass eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber der Uniform herrscht. Das nimmt so üble Ausmaße an, dass man das nicht mehr verstehen kann.“ Das gehe dabei durch alle Gesellschaftsschichten. Und der Ausbruch der Corona-Pandemie habe, so scheine es zumindest, die Zündschnur bei manchen Bürgern noch verkürzt.

Fast alltäglich sei es schon, dass Einsatzkräfte beispielsweise bei nötig gewordenen Straßensperren angehupt werden und Leute mit „Stinkefinger oder Scheibenwischer“ an ihnen vorbeifahren. „Und wenn man Gaffer anspricht, fühlen die sich in eine gewisse Schublade gesteckt und werden auch relativ schnell aggressiv“, so der Feuerwehr-Chef.

„Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen“, spricht Heinz-Dieter Abels wohl allen Einsatzkräften aus der Seele. Er animiert daher dazu, bei solchen Vorfällen sofort Anzeige zu erstatten – auch wenn er aus eigener Erfahrung weiß, dass diese oft nicht zum gewünschten Erfolg führt. Vor rund zweieinhalb Jahren brachte der Jüchener einen Vorfall zur Anzeige, als er bei einem Einsatz in Bedburdyck aggressiv verbal angegangen wurde. Gut anderthalb Jahre später wurde das Verfahren wegen Nichtigkeit eingestellt.

„Da kann ich jede Einsatzkraft verstehen, die so etwas nicht zur Anzeige bringt, wenn das Verfahren eh eingestellt wird“, gibt Abels zu. Er hofft daher auf eine Änderung des Justizsystems: „Wir müssen viel härtere Strafen haben. Es müssen Urteile mit Strahlkraft sein.“ Härtere Strafen für Rettungsgassenverweigerer hätten beispielsweise gezeigt, dass Verbesserungen durch eine Anpassung des Strafenkatalogs möglich seien. 

Die Respektlosigkeit gegenüber Rettungskräften ist kein Problem, das sich von heute auf morgen bekämpfen lässt. Das weiß auch Stefan Meuter, Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren: „In dem tatsächlich komplexen Sachverhalt des sinkenden Respekts gegenüber Einsatzkräften helfen keine einfachen Lösungen. Hier sind nur differenzierte Betrachtung und genaue Analyse hilfreich. Und hierzu müssen Ressourcen geschaffen werden, die sich damit befassen. Die Bürgerinnen und Bürger und alle Gruppen der Gesellschaft sind zudem gefordert: die Justiz, die Rechtsprechung, die Gesellschaftswissenschaften, die Medien, die Politik – und die Institutionen, die unsere Gesellschaft aufbauen und am Leben halten, etwa die Schulen und Ausbildungsstätten. Allen voran: Eltern in der Erziehung, dem Vermitteln von Respekt und Werten unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.“

Mit dem Vermitteln von Respekt und der Schaffung von Aufmerksamkeit befasst sich Meuter bereits seit vielen Jahren in besonderer Weise. Mit Kampagnen wie dem „Blaulicht-Pin“ oder „Jeck mit Respekt“ schaffen die Einsatzkräfte im Kreis Präsenz für die Thematik. Das Blaulicht für Retter wird seither durch die sozialen Medien getragen, mit Plakaten und Flyern verbreitet oder in Vorträgen in Schulen thematisiert. Dabei zeigen die Beteiligten auch, welche Menschen in der Uniform stecken.

Die Kampagne habe schon Erfolg gebracht, berichtet Meuter von positiven Rückmeldungen der Retter vor Ort. Und so wird das Blaulicht für Retter auch in Zukunft weitergetragen, in der Hoffnung auf ein Umdenken und um gemeinsam ein Zeichen für mehr Respekt zu setzen.

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