Herzensprojekt von „hoch3“ „Systemsprengern“ mit Projekt „Kurswechsel“ eine Chance geben

Jüchen · Der gemeinnützige Jugendhilfeträger „hoch3“ arbeitet derzeit daran, sein Herzensprojekt „Kurswechsel“ in die Tat umzusetzen. Damit sollen „Systemsprengern“ neue Chancen eröffnet werden. Getreu dem Motto: „Anker lichten und Kurs nehmen auf neue Horizonte – für Jugendliche, die bisher kaum Chancen hatten“.

Von solch einem Boot träumt der gemeinnützige Jugendhilfeträger „hoch3“ für das Projekt „Kurswechsel“.

Foto: hoch3

Wie gut das Segeln für Körper und Geist sein kann, das weiß Thomas Sablotny, Geschäftsführer des gemeinnützigen Jugendhilfeträger „hoch3“, nur zu gut. Denn seit seinem zehnten Lebensjahr ist er passionierter Segler und hat über die Jahre die Sportbootführerscheine (SBF) Binnen und See sowie den Sportküstenschifferschein (SKS) und die Funkzeugnisse SRC und UBI gemacht. Sablotny genießt die Ruhe und Entspannung auf dem Wasser, aber auch die Herausforderungen, die das Steuern eines Segelboots mit sich bringen.

Seine eigenen Erfahrungen und der Wunsch, Kinder und Jugendliche aus der stationären und ambulanten Jugendhilfe, die als „Systemsprenger“ gelten, aufzufangen, waren es nun, die ihn zum Projekt „Kurswechsel“ inspiriert haben. Dabei sollen die Kids mit Fachkräften zu Segeltörns aufbrechen.

Thomas Sablotny betont: „Das ist mein Herzensprojekt. Ich brenne dafür und tue alles, damit wir das umsetzen können. Denn ich glaube, das ist die Methode in der Jugendhilfe, um Kinder und Jugendliche, die es schwer haben und die kein anderer will, zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass das Segeln der richtige Zugang ist.“ Raus aus dem Alltag, hinein in eine Welt, in der Teamgeist, Mut und Durchhaltevermögen entscheidend sind, lautet der Plan.

In den Niederlanden, an der Ostküste des Ijsselmeers, soll das Projekt seinen Heimathafen finden. „Von dort gibt es drei Naturräume, die per Segelboot erkundet werden können: Binnengewässer, Wattenmeer und auch das Landesinnere. Wir können die Route dann immer passend zu den Klienten wählen“, erklärt Thomas Sablotny. Aber natürlich sind die Klienten auch angehalten, die Routen mitzugestalten. Eine Woche, bei Bedarf auch länger, sollen die Törns dauern.

Thomas Sablotny, Geschäftsführer von „hoch3“.

Foto: hoch3

Unter Anleitung von sozialpädagogischen Fachkräften und ehrenamtlichen Skippern steuern die Kids das Schiff, setzen Segel, navigieren, kochen, kaufen ein und lernen mit den knappen Ressourcen an Bord (Wasser, Lebensmittel, Strom) achtsam umzugehen. Sie erfahren unmittelbar, gebraucht zu werden, relevant und selbstwirksam zu sein. Außerdem lernen sie, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat und jedes Mitglied wichtig ist. Denn auf einem Boot wird man zu einer „Schicksalsgemeinschaft auf Zeit“, so Sablotny. Den „Systemsprengern“ werde eine echte neue Chance eröffnet, sich weiterzuentwickeln, neu zu orientieren und ihre Potenziale in einem unterstützenden Umfeld zu entfalten.

Um das zu erreichen, soll bei „Kurswechsel“ in der Regel auf Individualpädagogik gesetzt werden, wie Thomas Sabloty erklärt: „Ein Skipper aus den Reihen von ,hoch3’ und eine Sozialpädagogische Fachkraft sind mit einem Klienten an Bord. Da die Skipper ebenfalls Fachkräfte aus der Jugendhilfe sind, besteht letztlich eine 2:1-Betreuung.“ Bei einem ausreichend großen Boot könnten aber auch zwei bis drei Klienten an Bord gehen und so auf spätere Gruppensettings vorbereitet werden.

Dass die Skipper ebenfalls einen sozialpädagogischen Hintergrund haben sollen, war dem Ideengeber von Anfang an wichtig. Denn so seien sie nicht nur auf das Boot bedacht, sondern können die Fachkraft unterstützen, wo es nötig ist, und gemeinsam für einen bestmöglichen Törn für den Klienten sorgen. Sehr zu Freude von Sablotny haben sich direkt vier Interessenten aus dem „hoch3“-Team gefunden, die ehrenamtlich als Skipper aktiv sein möchten. Bis Ostern werden sie ihre Segel-Grundausbildung machen.

Thomas Sablotny und die Ehrenamtler träumen davon, im nächsten Sommer mit dem Projekt durchzustarten. Dafür muss nun aber erstmal investiert werden – in die Segelausbildung der Ehrenamtler (3.000 Euro pro Person) und nicht zuletzt in ein Segelboot, das auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten ist (100.000 bis 150.000 Euro). Verschiedene Förderanträge hat das Team bereits gestellt. Außerdem hat „hoch3“ eine Spendenaktion ins Leben gerufen (betterplace.org/p163275), bei der jeder einen Teil dazu beitragen kann, „den Kurs von Kindern und Jugendlichen zu wechseln“. Nach der Anschaffung des Bootes und der Ausbildung der Skipper können die Kosten sehr gering gehalten werden, erklärt Sablotny: „Vor allem im Vergleich mit dem Gewinn, den wir für das Leben unserer Klienten erreichen können.“

Wenn alles wie erhofft läuft, soll ab Frühjahr das Boot zur Verfügung stehen, damit die ehrenamtlichen Skipper ihre Wirkungsstätte erst einmal ohne Klienten kennenlernen können. Bei den ersten Törns mit den Jugendlichen sollen außerdem erfahrene Skipper den „Neulingen“ zur Seite stehen. Übrigens soll das Segelboot im Winter nicht einfach brach liegen. Dann sollen die Jugendlichen es pflegen, instandhalten und notwendige Reparaturen durchführen – natürlich unter fachkundiger Anleitung.