Behördliche Vorgaben und sprunghaft gestiegene Baupreise sind die Ursache Große Herausforderungen für den „Seniorenstift“ der „Lebenshilfe“

Gustorf · Die Geschäftsführung informierte Mitarbeiter und Bewohner über den bevorstehenden Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Trotz der Insolvenz soll der Betrieb während der Neubauphase vorübergehend verlagert und spätestens Ende 2027 wieder am bisherigen Standort aufgenommen werden.

Große Herausforderungen für den „Seniorenstift Gustorf“ stehen ins Haus. Wie es weitergehen soll, lesen Sie hier.

Foto: Lebenshilfe Campus

Die finanziellen Herausforderungen wurden letztendlich zu groß für die „Lebenshilfe Campus gGmbH“ als Träger des „Seniorenstifts Gustorf“. Schon bei Übernahme der defizitären Einrichtung im Jahr 2021 war klar, dass die gesetzlichen Anforderungen nur durch eine umfassende Sanierung und Erweiterung des Gebäudes eingehalten werden können.

Aufgrund behördlicher Vorgaben und durch die sprunghaft gestiegenen Baupreise haben sich die geplanten Umbaukosten deutlich erhöht. „Umbaukosten in einer Höhe von 17,3 Millionen Euro sind für einen gemeinnützigen Träger wie uns nicht finanzierbar“, so Andreas Fortenbacher, Geschäftsführer der „Lebenshilfe Campus“.

„Das ist außerordentlich bedauerlich, da die zunehmend höhere Lebenserwartung behinderter Menschen im Alter weitere Betreuungs- und Versorgungsangebote erforderlich macht. Dafür sollte das ,Seniorenstift Gustorf’ als inklusive Einrichtung zum Pilotprojekt entwickelt werden“, so Fortenbacher.

Erforderlich ist nunmehr eine vorübergehende Schließung der Einrichtung, um die bestehenden Gebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Eine Wiederaufnahme des Betriebs soll bereits im Laufe des Jahres 2027 erfolgen. Die dafür erforderlichen Verträge mit der Pfarrgemeinde als Grundstücksinhaber und einem Investor sind bereits sehr weit ausverhandelt und könnten kurzfristig zum Abschluss gebracht werden.

Allerdings benötigt der bisherige Träger für die vorübergehende Unterbringung der Bewohner und die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter einen finanzstarken Partner, der über eigene Einrichtungen verfügt, auf die die Senioren in der Zeit des Neubaus ausweichen können. „Wir sind mit einem leistungsstarken Träger über eine intensive Zusammenarbeit schon in konstruktive Verhandlungen getreten. Die bestehenden finanziellen Risiken einer Beteiligung sind dem Verhandlungspartner jedoch derzeit zu groß, sodass die Zusammenarbeit bisher nicht zustande gekommen ist“, so Fortenbacher.
Daher habe man sich entschieden, die Sanierung über ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung fortzusetzen. Der erforderliche Antrag soll am morgigen Tag gestellt werden.

Mitarbeiter und Bewohner wurden am Mittwoch von Seiten der Geschäftsführung über die aktuelle Situation persönlich informiert. Insgesamt sind 80 Mitarbeiter und 53 Bewohner betroffen.

Die Gehaltszahlungen der Mitarbeiter und damit auch die Finanzierung der Einrichtung sind bis zum Ende des Jahres uneingeschränkt gesichert. Dieser Zeitraum soll unter Aufsicht des zu bestellenden Sachwalters und des Gerichts genutzt werden, um den eingeschlagenen Sanierungsweg über einen Neubau in Gustorf umzusetzen.