„Entwicklungsbedürftig“ (Jüchen) und „nicht tolerierbar“ (Hochneukirch) Bei VRR-Testern fielen Bahnhöfe wieder durch

Jüchen/Hochneukirch · In welchem Zustand sind die Bahnhöfe und Haltepunkte im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), zu dem auch die Haltestellen Jüchen und Hochneukirch gehören? Dieser Frage ging der VRR bereits zum 18. Mal mithilfe von Profitestern auf die Spur. Und wieder einmal fielen die Bewertungen für die Jüchener Halte mehr als durchwachsen aus.

Graffiti, Müll, fehlende Barrierefreiheit ... der Bahnhof Jüchen wurde als „entwicklungsbedürftig“ bewertet.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Entwicklungsbedürftig“ (Jüchen) und „nicht tolerierbar“ (Hochneukirch) lautet das Fazit der Tester für die hiesigen Bahnhöfe. Ein Stimmungsbild, dem vermutlich viele Pendler zustimmen würden.

Die Bewertungen für den Jüchener Bahnhof sind im Vergleich zum Vorjahr fast konstant geblieben. „In Summe befindet sich die Station im mittleren ,entwicklungsbedürftigen‘ Bereich“, so der VRR. Während die Station im Bereich Fahrgastinformation (Stationsnamenschilder, Fahrplanaushang, elektronische Anzeige und Zeitanzeige) punkten kann, wird die Aufenthaltsqualität als verbesserungswürdig gesehen. Insbesondere Müll, Verschmutzungen, Graffiti, Schäden und Vegetation seien den Testern negativ aufgefallen. Der größte Minuspunkt ist jedoch die Barrierefreiheit, da es weder eine ausreichende Bahnsteighöhe von mindestens 76 Zentimetern noch ein taktiles Leitsystem gebe. Außerdem gibt es keinen Aufzug. Daher wird in puncto Barrierefreiheit ein sehr hoher Handlungsbedarf gesehen.

In Hochneukirch gestaltet sich die Lage etwas anders, wo sich laut VRR im Vergleich zum Vorjahr ein Negativtrend zeige. Zwar gebe es bei der Fahrgastinformation nichts zu bemängeln, dafür ließen Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit zu wünschen übrig. Über alle Quartale verteilt habe es Abwertungen bei Merkmalen wie Müll, Verschmutzungen, Geruchsbelästigung, Feuchtigkeit/Pfützenbildung, Graffiti, Schäden und Vegetation gegeben. Auch fehlende Sitzgelegenheiten wurden bemängelt. Das führte bei der Aufenthaltsqualität zur schlechtmöglichsten Bewertung „unzureichend“. Erhöhten Handlungsbedarf sehen die Tester außerdem bei der Barrierefreiheit, wo besonders die niedrige Bahnsteighöhe auffiel und das Fehlen eines stufenfreien Zugangs.

Der Bahnhof Hochneukirch fiel bei den Testern durch. Note: nicht tolerierbar.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Der Stationsbericht 2024 zeigt also deutlichen Handlungsbedarf bei den Haltestellen in Jüchen und Hochneukirch. Da diese jedoch im Eigentum der Deutschen Bahn sind und der VRR als Aufgabenträger kein unmittelbares Vertragsverhältnis mit den Eigentümern und Betreibern der Stationen unterhalte, könne der Verkehrsverbund nicht selbst an der Behebung der Mängel arbeiten, so ein VRR-Sprecher: „Aufgrund seiner verkehrlichen Aufgaben und trotz der beschriebenen vertraglichen Situation strebt der VRR eine gewisse Einflussnahme auf die Situation an den Schienenpersonennahverkehr-Stationen an, um den Zustand an den Bahnhöfen und Haltepunkten hinsichtlich Ausstattung, Schadensfreiheit, Sauberkeit, baulichem Zustand, Fahrgastinformation und der barrierefreien Erschließung zu verbessern. Konkrete Planungen erfolgen beim Eigentümer der Stationen der DB InfraGo.“

Natürlich ist sich auch die Stadt Jüchen der Lage der Bahnhöfe bewusst, der aber ebenfalls aufgrund der Besitzverhältnisse keine eigenständigen Veränderungen und Verbesserungen möglich sind. Für die Aufenthaltsqualität werde aber dennoch etwas getan: „Der Bauhof der Stadt Jüchen sammelt zweimal wöchentlich an beiden Bahnhöfen den Müll ein. Parkflächen und Wege werden nach Bedarf gepflegt.“ Die Stadt Jüchen weise die Deutsche Bahn in regelmäßigen Gesprächen auf den ungenügenden Zustand der Bahnhöfe hin und fordere Verbesserungen: „Der barrierefreie Ausbau beider Bahnhöfe ist wünschenswert und wird auch durch die Stadt mit Nachdruck verfolgt.“

Als „moderne und funktionale Mobilitätsknotenpunkte“ sollen die Bahnhöfe weiterentwickelt werden, so das Ziel der Stadt Jüchen. Im Rahmen des Projekts „Bahnhofsquartier Jüchen“ solle insbesondere der Bahnhaltepunkt Jüchen zu einer zeitgemäßen Mobilstation ausgebaut werden. Bereits im Mai 2024 wurde das Planungsbüro HJP Plan+ aus Aachen mit der städtebaulichen Rahmenplanung für das Bahnhofsquartier beauftragt. Diese Rahmenplanung ist Bestandteil des geförderten Gesamtprojekts Bahnhofsquartier, welches die Stadt Jüchen zusammen mit der Starke Projekte GmbH umsetzt. Ziel ebendieser ist es, Konzepte zur Weiterentwicklung des Bahnhofs Jüchen zu einer adäquaten, modernen Mobilstation zu liefern sowie eine städtebauliche und funktionale Anbindung an das bestehende Stadtgebiet im Norden und die Stadtentwicklung Jüchen-Süd zu schaffen.

Es würden verschiedene Querungsvarianten analysiert und auf ihre technische und bauliche Umsetzbarkeit geprüft. Die Stadt arbeite dazu mit der Firma Schüssler Consult, die seit 2023 mit der Projektsteuerung beauftragt ist, sowie mit der Deutschen Bahn AG und der Autobahn AG zusammen, um die bestmögliche Anbindung und Erreichbarkeit des Bahnhofs sicherzustellen. Zudem dienen die Ergebnisse der Rahmenplanung als Grundlage für weitere Fördermöglichkeiten, um die bauliche Umsetzung zu realisieren.

„Gleichzeitig wird die Planung der Deutschen Bahn AG zum Ausbau der S-Bahn-Strecke Köln–Mönchengladbach aktiv begleitet, um die infrastrukturelle Aufwertung der Bahnhöfe mit städtebaulichen Maßnahmen zu ergänzen“, heißt es aus dem Rathaus. Das Projekt umfasst auch den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe Jüchen und Hochneukirch.