„Wir sorgen für eine gesunde Mahlzeit auf dem Tisch“

„In die Situation bedürftig zu werden, kann jeder kommen. Da ist keiner vor gewappnet. Deshalb sollte man nicht so überheblich auf bedürftige Menschen gucken. Das sind Menschen wie wir“, berichtet Wolfgang Norf, Geschäftsführer der „Existenzhilfe“ in Jüchen und Grevenbroich. Ganz aktuell sei hierbei die Altersarmut. Im nächsten Jahr feiert die Existenzhilfe dann Jubiläum: 15 Jahre Bestehen in Grevenbroich und zehn Jahre in Jüchen.

 Geschäftsführer Wolfgang Norg (zweiter von Links) mit dem Team der Existenzhilfe an der Ausgabestelle in Jüchen.

Geschäftsführer Wolfgang Norg (zweiter von Links) mit dem Team der Existenzhilfe an der Ausgabestelle in Jüchen.

Jüchen. Werden Lebensmittel überproduziert, laufen binnen weniger Tage ab oder entsprechen nicht den deutschen Normen im Supermarkt landen sie oft im Müll oder eben bei der „Existenzhilfe“ in Jüchen und Grevenbroich.

Knapp über 100 Erwachsene und Kinder, die nachweislich bedürftig sind, nutzen das Angebot in Jüchen. „Ein Euro kostet es dann, seine Tüte zu befüllen“, so Norf über das Prozedere vor Ort, „es macht keinen Sinn, die Tüten fertig zu verpacken, wenn etwas nicht gemocht oder benötigt wird. Außerdem kaufen die Menschen ein und kriegen keine Almosen.“ Ein Punkt, der für viele Bedürftige sehr wichtig ist. Bei der „Existenzhilfe“ werden sie wie Kunden behandelt. „Die Leute brauchen sich nicht zu schämen, hierher zu kommen. Wir sorgen dafür, dass diese Menschen eine gesunde Mahlzeit auf dem Tisch haben“, freut sich Norf über das, was die „Existenzhilfe“ leisten kann. Vor 14 Jahren stellte Norf die Organisation in Grevenbroich auf die Beine, in Jüchen dann wenige Jahre später. Mittlerweile stellen sich zehn ehrenamtliche Helfer Woche für Woche für die Ausgabe in Jüchen zu Verfügung.

„Wenn wir die Lebensmittel aus hiesigen Supermärkten abgeholt haben, werden sie erstmal in Grevenbroich verladen und sortiert“, erklärt der Geschäftsführer. Ist in einem Orangen-Netz beispielsweise eine Frucht schlecht, wird das Netz aufgemacht und sortiert. Dabei gehen Tonnen an Lebensmitteln über die Theke. Von Brot, über Obst bis hin zu Molkerei-Produkten sowie Wurst und Käse.

„Um eine Lebensmittelverschwendung einzugrenzen, sind wir auch im ständigen Austausch mit den anderen Tafeln, um Lebensmittel hin und her zu tauschen“, erklärt Wolfgang Norf weiter. Und schon klingelt prompt das Telefon. Am Apparat ist die „Tafel Dormagen“, die Norf über Paletten Margarine informiert, die für Jüchen und Grevenbroich benutzt werden können.

„Wir können noch viel mehr Bedürftige aufnehmen. Uns ist es auch ein Anliegen, Senioren zu erreichen“, appelliert Norf an die ältere Generation, die immer eine große Scheu davor habe, die Existenzhilfe aufzusuchen.

Dabei sei gerade Altersarmut sehr aktuell. Dazu einen Bescheid mitbringen, der die Bedürftigkeit nachweist.

Alina Gries

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