Die vielen Leidenschaften der Kirsten Feuser-Berndt Dracula, viele Bienen und ein Geißbock

Eckum · „Ich habe keine Langeweile“, strahlt Kirsten Feuser-Berndt aus Eckum: Sie arbeitet als Volunteer im Kölner Stadion – für den FC, den DFB und in diesem Jahr auch im Rahmen der EM. Im heimischen Garten widmet sie sich der Pflege von ungewöhnlichen Chili- und Tomaten-Pflanzen. Da, wo der Garten an den historischen Bahndamm stößt, hegt sie sechs Bienenvölker, die ihr weit über 100 Kilogramm Honig im Jahr liefern. Außerdem hat sie einen kommerziellen eBay-Account, über den sie mit Legosteinen handelt. Apropos Lego: Auf Instagram hat sie einen weiteren Account, auf dem sie lustige Fotos mit Lego-Figürchen präsentiert. Und unter „womo_lifestyle“ stellt sie Fotos von Reisen vor, für die sie zum Beispiel im schottischen Hochland, mit einer Drohne ausgerüstet, auch mal vier Stunden auf die richtigen Lichtverhältnisse wartet.

Die vielen Leidenschaften der Kirsten Feuser-Berndt
Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Genügend Stoff und reichlich Erzählenswertes, um eine ganz Serie über Kirsten Feuser-Berndt zu schreiben. Doch der Reihe nach …

Zusammen mit ihrem Ehemann arbeitet sie seit 2015 als „Volunteer“, als ehrenamtlicher Helfer, beim 1. FC Köln. Da geht es vor den Spielen um Mitglieder- und Zuschauerbetreuung. Aktuell haben die beiden aber den „Frühstückdienst“ übernommen und versorgen die anderen 70 Helfer mit einer stärkenden Mahlzeit. Jeweils sechs Einsätze in Hin- und Rückrunde sowie je zwei Sondereinsätze (Mitgliederversammlung, Saison-Eröffnung und so weiter) sind das Pflichtprogramm. Weniger beliebt sind die „Nachzahlkontrollen“: Wer mit ermäßigter Karte im Stadion ist, muss nachweisen, dass er diese auch zu Recht bekommen hat (Rentner, Studenten, etc.).

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Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Übrigens: Ist das Spiel angepfiffen, können sich die Volunteers durchaus einen freien Platz suchen und „ihren“ FC anfeuern. Diesen „Bonus“ gibt es auch bei den Einsätzen für den DFB bei Länderspielen. „Der DFB kleidet uns auch ein – mit T-Shirt, Trainingsanzug und Regenjacke“, berichtet Feuser-Berndt. Und: Der Einsatz kann auch mal im Mönchengladbacher Stadion oder Schulter an Schulter mit Ehrenamtlern aus Leverkusen stattfinden. „Das ist mir ganz gleichgültig“, winkt die Eckumerin ab, deren Bewerbung für Einsätze bei der Fußball-EM in diesem Sommer durch ist. Die endgültigen Termine kommen in diesen Wochen. Da aber in Köln keine Deutschland-Spiele stattfinden, rechnet sie nicht mit einem riesigen Zuschauerandrang. Insofern ist es für sie auch zu verschmerzen, dass nach getaner Arbeit das Stadion wieder verlassen werden muss: „Wenn das Spiel angepfiffen ist, geht es nach Hause“, sagt sie lakonisch.

Im heimischen Garten wartet dann aber schon das nächste Hobby auf Kirsten Feuser-Berndt: Auf die handelsüblichen Tomaten-Sorten reagiert sie allergisch; ihr Magen rebelliert gegen die typische Tomatensäure. Also machte sie sich auf die Suche nach anderen, süßeren Tomaten-Arten, die sie vertragen kann. Und sie wurde fündig, zog sie im Garten … und weil sie einmal dabei war, kamen dann auch Chili-Pflanzen dazu: „Hier fasziniert mich die Vielfalt der Formen, der Farben und des Geschmacks.“

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Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Dabei brauche sie nicht die „super Harten“; bei Schärfegrad 8 sei Schluss. „Die 6er und 7er esse ich in Ringe geschnitten mit Frischkäse auf Brot. Da bin aber auch die einzige, die anderen packen die nicht an“, lacht sie. Dafür muss der Mann aber mitanpacken, wenn das Wetter schlecht wird: „… dann kommen die Töpfe unters Vordach. Und dann muss mein Mann mithelfen.“

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Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Kirsten Feuser-Berndt schwärmt von der gestreiften „Sugar Rush Peach“, die in der Tat ein Pfirsich-Aroma hat, von der weißen „Biquinho“ mit der Schärfe 5 und von der „Count Dracula“, die sich von grün über schwarz in rot verfärbt und dann „endscharf“ sei. Bei den Tomaten nennt die Eckumerin die kleine „Himbeerrose“, die „De Berao“ (die es in drei Farben gibt) und die „Buffalo Beefsteak“, eine Fleischtomate, deren Super-Frucht im vergangenen Sommer kurz vor der Ernte den Mäusen zum Opfer gefallen ist.

Die vielen Leidenschaften der Kirsten Feuser-Berndt
Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Am Ende des Gartens, hinter einem Grundstücksknick verborgen, direkt vor dem „Historischen Bahndamm“, stehen die sechs Bienenvölker, die Kirsten Feuser-Berndt zusammen mit Sohn Michael betreut. Im vergangenen Jahr waren es rund 150 Kilogramm Honig, die zusammenkamen. „Wenn die Bienen viel fliegen müssen, wird es weniger“, weiß die Neu-Imkerin, die im Jahre 2021 ihren ersten Korb aufstellte.

Sie macht deutlich, dass Bienen viel Arbeit machen und viel Wissen abverlangen würden. Das fange mit den zwei Behandlungen gegen Milben an. „Bei der Frühtracht (Frühsommer) ist das Honig-Ernten einfacher. Bei der Spättracht (Spätsommer) verteidigen die Bienen ihren Honig schon sehr“, berichtet sie. Und: Dann muss auch der Zuckersirup für den Winter aufgefüllt werden.

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Foto: Kirsten Feuser-Berndt

Bleiben die Hobbys Reisen und Fotografie. Kirsten Feuser-Berndt erinnert sich an Jugendtage: „Die ,Agfa-Ritsch-Ratsch-Pocket“ war meine erste Kamera.“ Inzwischen ist die Ausstattung eine andere, aber die Leidenschaft ist geblieben. Und auch wenn sie über eine Ausstellung nicht nachdenken will, präsentiert sie ihre Bilder dennoch voller Stolz auf Instagram: „Lego_Lifestyle_world“ zeigt dabei kleine Lego-Figürchen, die die Welt erobern: den Bartmann vor der Speicherstadt in Hamburg oder den Weihnachtsmann vor dem dortigen Hafen. Und unter „womo¬_lifestyle“ zeigt sie Urlaubsbilder, wobei „womo“ für „Wohnmobil“ steht, mit dem sie am liebsten unterwegs ist: in Skandinavien, zum Nordkap, durch Schottland. „Ich bin keine Sonnenanbeterin. 25 Grad Celsius reichen mir“, lacht Kirsten Feuser-Berndt.

Ausnahmen wurden natürlich dennoch gemacht: Florida, die US-Küste allgemein, Kolumbien („Da will ich aber auch nicht mehr hin.“), Tunesien, Türkei und andere Mittelmeeranrainer sind in ihrer Foto-Sammlung zu finden. Und natürlich Dubai. Dabei spricht sie irritiert-fasziniert über dieses Land („Die Mall in der Nähe des Hotels war so groß, dass wir uns mehrfach verlaufen haben. Drei Rolex-Läden gab es da.“). Ein wenig kann man den Eindruck gewinnen, der Dubai-Urlaub kam eigentlich nur zustande, weil die Feuser-Berndts sich das dortige „Legoland“ anschauen wollten. „Der Eintritt kostete 80 Euro pro Person. Naja, so was macht man nur einmal im Leben“, berichtet sie. Und Legos sind nun einmal auch eine ihrer Leidenschaften …

(Gerhard P. Müller)
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