Feuerwehr, NABU und der Rhein-Kreis geben Tipps, worauf zu achten ist Brandgefahr, Trockenheit, Bakterien: Das macht diesen Sommer so gefährlich

Jüchen · Endlich ein richtiger Sommer in Deutschland! Doch was für viele Sonnenverliebte ein Segen ist, hat nicht nur positive Seiten — denn während Sommerfans ein geliebtes Sonnenbad nehmen oder sich im Freibad abkühlen, leiden Flora und Fauna unter der Wasserarmut.

 Kritisch: Durch die Trockenheit sind gerade Jungbäume in einem schlechten Zustand. Das Grünflächenamt hat die Feuerwehr um Hilfe gebeten.

Kritisch: Durch die Trockenheit sind gerade Jungbäume in einem schlechten Zustand. Das Grünflächenamt hat die Feuerwehr um Hilfe gebeten.

Foto: Feuerwehr Jüchen

Die Feuerwehr der Gemeinde Jüchen, der NABU Ortsverband Jüchen und der Rhein-Kreis Neuss wissen, wo in der Hitze Gefahren lauern können und geben Tipps, worauf zu achten ist.

Die Florianer der Gemeinde sind jetzt im Dauereinsatz. Sie wissen: Seit mehr als vier Wochen hält sich der Sommer beständig. Gerade in der Vegetation wird das Grün durch ein vermehrt verdorrtes Bild ersetzt. Gerade bei Jungbäumen sorgt die Trockenheit für einen kritischen Zustand, denn diese drohen zu vertrocknen.

"Am Morgen des 23. Juli erhielten wir auf der Feuerwache ein Amtshilfeersuchen des Grünflächenamtes der Gemeinde, welches uns über den kritischen Zustand der Jungbäume im gesamten Gemeindegebiet informierte", erläutert Leiter der Feuerwehr Heinz-Dieter Abels. "Durch unsere Löschfahrzeuge mit teils bis zu 3.000 Liter großen Wassertanks verfügen wir über entsprechende technische Ressourcen, so dass wir unsererseits eine Unterstützung bei der Bewässerung zugesagt haben".

 Wasser marsch: Die Feuerwehr hilft bei der Bewässerung der Pflanzen.

Wasser marsch: Die Feuerwehr hilft bei der Bewässerung der Pflanzen.

Foto: Feuerwehr Jüchen

Bereits am Morgen liefen daher die Planungen an, im Rahmen welcher mit dem Grünflächenamt Straßenpläne erarbeitet wurden. Parallel hierzu wurden Personalabfragen in allen Einheiten und der Jugendfeuerwehr gestartet, so dass am Abend um 19 Uhr bereits die erste Tour zur Bewässerung mit drei Löschfahrzeugen gestartet werden konnte.

"Um die Jungbäume vor dem Austrocknen zu schützen haben wir bei der ersten Tour zwei Tanklöschfahrzeuge und ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug eingesetzt, mit denen sich die gemeldeten Feuerwehrkräfte auf den Weg zu diesem außergewöhnlichen Einsatz machten", so Abels weiter. "Auch für die weitere Trockenphase sind weitere Touren zum Schutz der Jungbäume geplant. Der Grundschutz für das Gemeindegebiet ist durch unsere Maßnahmen natürlich nicht eingeschränkt."

Die Trockenheit ist natürlich nicht nur kritisch für die Jungbäume, sondern auch für die Gesundheit und eine mögliche Brandausbreitung. Daher will die Feuerwehr an dieser Stelle auch noch mal die wichtigsten Verhaltenshinweise zusammenfassen:

— Trinken Sie genug und legen Sie gerade bei körperlich anstrengenden Arbeiten Pausen ein
— Sorgen Sie für einen ausreichenden Sonnenschutz
— Lassen Sie keine Kinder oder Tiere im Auto zurück (die zügige und unerwartete Temperaturerhöhung im Pkw ist lebensgefährlich!)
— Werfen Sie keine brennenden oder noch erwärmten Gegenstände in die Umwelt
— Befahren Sie mit Ihrem Fahrzeug keine Felder oder Grünflächen (durch den warmen Katalysator können leicht Flächenbrände entfacht werden)
— Halten Sie beim Grillen ausreichend Abstand zu brennbaren Materialien
— Nach dem Grillen: Lassen Sie die Asche / Grillkohle über eine längere Zeit in einem feuerfesten Behältnis auskühlen. Auch nach längerer Zeit kann noch viel Restwärme vorhanden sein

Achten Sie bei eigenen Löschversuchen auf Eigenschutz und wählen so frühzeitig wie möglich den Notruf. Durch die Trockenheit kann sich das Feuer sehr schnell unkontrolliert ausbreiten.

 Viele Pflanzen vertrocknen. Der NABU bittet alle Jüchener um Mithilfe.

Viele Pflanzen vertrocknen. Der NABU bittet alle Jüchener um Mithilfe.

Foto: NABU Jüchen

Auch der NABU Ortsverband der Gemeinde macht sich Gedanken darüber, wie Jüchens Vegetation den heißen Sommer übersteht. Die Naturfreunde sind sicher: Aufgrund der langen Trockenperiode, haben es zunehmend Straßenbäume immer schwerer, nicht zu vertrocknen. Die momentanen Wetterverhältnisse seien wahrscheinlich schon Vorboten des Klimawandels.

Deshalb bittet der NABU-Jüchen die Bürger um Hilfe. So sollten Straßenbäume, insbesondere am frühen Morgen oder späten Abend, ausgiebig und öfters gewässert werden, um so Trockenschäden zu vermeiden. Besonders Bürger, die nahe an Straßenbäumen wohnen, können so einen großen Beitrag zum Erhalt dieser Bäume übernehmen. Vielleicht finden sich so auch einige interessierte Personen, die sich dauerhaft um einen oder mehrere Bäume kümmern möchten und eventuell auch eine Baumpatenschaft übernehmen wollen.

Auch für die Tierwelt, insbesondere für Vögel, sollte eine Wasserschale aufgestellt werden, empfiehlt der NABU. Diese sollte jeden Tag gereinigt und mit frischem Wasser aufgefüllt werden.

Der Rhein-Kreis Neuss sorgt sich außerdem um die Ausbreitung von Bakterien, die durch die hohen Temperaturen schnell wachsen können. Deshalb liefert das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Rhein-Kreises Neuss Tipps zum Umgang mit Lebensmitteln bei Hochsommerhitze.

 Dr. Frank Schäfer leitet beim Rhein-Kreis das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt.

Dr. Frank Schäfer leitet beim Rhein-Kreis das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt.

Foto: Rhein-Kreis Neuss

Damit kühlbedürftige Lebensmittel, die in einwandfreiem Zustand gekauft worden sind, bei sommerlichen Spitzentemperaturen die Gesundheit nicht doch gefährden können, sollten Verbraucher darauf achten, dass die Ware auf schnellstem Weg in den Kühlschrank gelangt — das gilt insbesondere für rohes Hack- oder Geflügelfleisch, für Eier und daraus weiterverarbeitete Lebensmittel wie Pudding, Cremes, Kuchen und Speiseeis, für Fleischerzeugnisse, Geflügel- und Feinkostsalate.

Für den Transport sollte am besten eine Kühltasche benutzt werden, und der Kühlschrank sollte so eingestellt sein, dass eine Innentemperatur von maximal acht Grad Celsius gehalten wird. Die Gefriertruhe sollte eine Temperatur von —18 bis —20 Grad Celsius aufweisen.
Wie Amtsleiter Dr. Frank Schäfer erläutert, sind hochsommerliche Außentemperaturen ideale Vermehrungsbedingungen für krankmachende Keime. Bei über 30 Grad verdoppelt sich die Zahl der meisten Bakterien schon innerhalb einer halben Stunde.

"Durch die Hitzeeinwirkung beim Grillen, Kochen oder Braten sterben diese Keime zwar ab", weiß Dr. Schäfer, "es ist jedoch zu beachten, dass einige Bakterien vorher Gifte bilden können, die den Erhitzungsprozess überstehen." Auch beim Grillen sollte deshalb beachtet werden, dass das Grillgut, Salate und auch Dressings und Soßen nicht länger als nötig außerhalb des Kühlschranks aufbewahrt werden.

Weitere Tipps des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes im Umgang mit leicht verderblichen Lebensmitteln bei großer Hitze:

— Lebensmittel, die Salmonellen enthalten können (Geflügel, Wild, Fisch, Eier, Krusten-, Schalen-, Weichtiere) getrennt von anderen Lebensmitteln und bei Temperaturen möglichst unter acht Grad Celsius aufbewahren und getrennt zubereiten.
— Fleisch, Fisch und Eier immer gut erhitzen, die Temperatur im Inneren der Speisen sollte bei der Zubereitung mehr als 75 Grad betragen. Spiegeleier beidseitig braten.
— Speisen mit rohen Eiern, rohem Fleisch oder rohem Fisch vermeiden.
— Plastik- statt Holzbretter verwenden, da sie leichter zu reinigen sind. Für die Verarbeitung von Gemüse und Fleisch jeweils verschiedene Bretter verwenden.
— Geschirr und Geräte, die für Arbeiten mit rohen Lebensmitteln verwendet werden, nicht mit fertig zubereiteten Speisen in Berührung bringen und sofort heiß reinigen.
— Eierschalen und Verpackungsmaterial sofort zum Abfall geben. Abfälle in geschlossenen Behältern sammeln und außerhalb der Küche lagern.
— Gründliches Händewaschen mit Seife und warmen Wasser vor jeder Essenszubereitung und nach jeder Arbeit mit rohen Lebensmitteln.

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