Arno Jansen: Tauchen rund um die Welt „Hinterlasse nichts – außer Luftblasen“
Grevenbroich · Arno Jansen, Ordnungs-Dezernent bei der Stadt Grevenbroich, ist wahrlich mit allen Wassern gewaschen: Im Fühlinger Baggersee, in klaren Bergseen, an allen Ecken und Enden des Mittelmeeres, vor den Küsten (Süd)-Amerikas, in den kalten Fluten vor Südafrika und in den bunten Korallen-Siedlungen im Indischen Ozean – überall ist er schon abgetaucht und hat die Unterwasserwelt in atemberaubenden Fotos festgehalten. Nur im „blauen Wasser“ war er noch nicht, aber da wäre es ja auch reine Glückssache, auf Fische und anderes Getier zu treffen …
Dabei war seine erste Begegnung mit Neopren-Anzug und Taucherflasche nur bedingt erfolgreich: „Mein Vater war seit den frühen 70er Jahren Taucher. Ich bin als Kind damit aufgewachsen“, erzählt der Wahlbeamte. Irgendwann, er müsse damals 14 Jahre alt gewesen sein, nahm ihn sein Vater bei einem Tauchgang im Fühlinger See mit. „Kaltes Wasser, schlechte Sicht – das hat mich damals absolut nicht begeistert.“
Dass er dann doch noch zum Tauchsport und in den Tauch-Sportverein „Pulchra Amphora“ in Neuss fand, war dann eher seiner Gattin zu verdanken: Während eines Kreta-Urlaubs im Jahre 2007 wurde ein Kurs „Schnuppertauchen im Pool“ angeboten. „Ich habe das dann mit meiner Frau ausprobiert. Zweimal 15 Minuten in zwei Meter Tiefe im Pool“, erinnert sich Arno Jansen griemelnd. Den beiden gefiel´s aber so gut, dass sie einen zweitägigen Tauchkurs anschlossen, an dessen Ende sie einen „Open water diver“-Tauchschein ausgehändigt bekamen. „Das hat meinen Vater natürlich erfreut“, lacht er.
In Deutschland machten die Jansens dann einen zweiten Tauchschein … „im November, bei Schnee, im fünf Grad Celsius kalten Baggersee. Als wir ankamen, fragte man uns nach Handschuhen für den Tauchanzug. Daran hatten wir natürlich nicht gedacht“, erinnert er sich. Und er schiebt nach: „Unter schlechten Bedingungen tauchen macht sicherer auch für gute Bedingungen.“
Im nächsten Urlaub wurde das neue Können in Ägypten ausprobiert und von da an ging es dann quasi rund um die Welt unter Wasser. Im vergangenen Jahr machten die Jansens zum Beispiel Station in Jordanien und in Indonesien. Fische und anderes Getier, Gesteinsformationen und Korallenbänke, aber auch Schiffswracks und andere „Menschheits-Spuren“ wollen da entdeckt werden. Bei „bunten Riffen und bunten Fischen, bei Walen und Haien“ kommt der Verwaltungsmann regelrecht ins Schwärmen.
Will man aber von der dortigen Wunderwelt anderen berichten, dann liegt der Schritt zur Unterwasser-Fotografie nahe. Arno Jansen machte ihn drei, vier Jahre später. Inzwischen hat er an einschlägigen Fotowettbewerben teilgenommen und zweimal bereits gewonnen (unter anderem mit dem Bild von der „P29“ (Originalname „Boltenhagen“), die vor Malta als künstliches Riff versenkt wurde).
Zu seinen besonderen Erlebnissen unter Wasser zählt er eine Begegnung mit Buckelwalen: „Das ist pures Glück. Man kann in die Gegend fahren, in der sie normalerweise unterwegs sind, aber das ist keine Garantie, auch wirklich welche zu sehen“, berichtet Arno Jansen. Am letzten Tag, beim letzten Tauchgang traf er damals auf eine Mutter mit einem Kalb. „Das vergisst man nie wieder“, strahlt er noch heute. „Die Wale sind 20 Meter lang. Die Größe ist unfassbar beeindruckend.“
Bekommt man es da nicht mit der Angst zu tun? „Die beiden waren neugierig. So wie wir die Wale gucken, gucken die auch uns“, verneint er die Frage. Unter Wasser seien eh ganz sanfte Bewegungen Voraussetzung für die Begegnungen mit allerlei Fischen, auch mit Haien, vor denen Jansen auch keine Angst hat: Die würden, wenn überhaupt, nach Schwimmern schnappen, die sie von unten nach oben (ins Helle) schauend als Beute ansehen würden. Taucher wären auf gleicher Höhe (oder tiefer) und daher reichlich uninteressant. Und er fügt an: „Jedes gesunde Riff braucht Haie. Sie sind der Räuber Nummer eins und sorgen für das natürliche Gleichgewicht.“
Tauchen ist teuer. Und Tauchen stört die Umwelt. Zwei „Einschätzungen“, die man als Taucher immer wieder hört, die Arno Jansen aber zu parieren weiß: „Wenn ich sehe, was Leute fürs Skifahren bezahlen, ist Tauchen kein teurer Sport.“
Was aber die Umwelt angeht, zitiert er den Spruch: „Hinterlasse nichts – außer Luftblasen.“ Verantwortungsvolle Taucher würden unter Wasser schon aus Eigenschutz nichts anfassen, weil es viele giftige Tiere und noch andere Verletzungsgefahren auch durch Korallen geben würde. Und die Vorsorge würde eben auch die Tiere schützen.
Wichtig sei es zudem darauf zu achten, „was man mit den Flossen macht“, um nichts unabsichtlich zu verwirbeln. Dafür werde aber auf Haltung, Abstand und Übersicht trainiert. „Eine gute Ausbildung ist eben wichtig.“ Außerdem ist natürlich auf die Tauchtiefe zu achten: Bis zu 40 Meter sind möglich, „die reizt man aber in der Regel nicht aus“, denn die Riffe sind erfahrungsgemäß in ein bis fünf Meter Tiefe am schönsten. Tiefere Tauchgänge machen „nur Sinn, wenn man was Spezielles sehen will“ (Wracks). Und dann gilt: je tiefer, umso kürzer.
Jetzt bleibt nur noch das „blaue Wasser“, in dem die Jansens noch nicht unterwegs waren. Und in das sie wohl nicht hinein wollen. Damit gemeint ist nämlich die offene See, meilenweit von allen Küsten und Inseln entfernt. Die sei nämlich langweilig, weil man dort quasi stundenlang tauchen könnte, ohne auch nur ein kleines Fischlein zu sehen. Da gebe es nichts zu fotografieren. Und nichts zu berichten. Da seien quasi die Karpfen in den heimischen Seen noch spannender …