Bald fällt kein Saatkorn mehr unter die Dornen

Wevelinghoven · Sensoren, Radar, GPS, Funk-Korrektur-Signale, Traktoren mit Autopilot, computergesteuertes Pflügen, Säen und Ernten – die moderne Landwirtschaft ist hoch technisch. Kommt ohne High-Tech nicht mehr aus.

Und hat mit dem „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“ absolut nichts mehr zu tun ...

„Die Maschinen, die wir warten, sind fahrende Verfahrenstechnik. Andere Leute bauen für so was Fabriken, wir fahren damit auf die Felder“. Walter Peiffer, Senior-Chef der „Landmaschinen Peiffer“ in Wevelinghoven, sprach Klartext, als FDP-Chef Christian Lindner bei seiner Informationstour zum „Tag des Handwerks“ in der Gartenstadt Station machten.

Und Walter Peiffer kennt sich aus in seinem Metier: 1958 trat er in den elterlichen Betrieb und kann damit die gesamte Entwicklung vom damaligen Märzen-Rösslein bis zum heutigen High-Tech aus eigener Anschauung wiedergeben. Azubi Johannes Bringsken – er macht im Mai die Gesellenprüfung – schildert die Entwicklung so: Bei älteren Maschinen könnte man zum Beispiele defekte Birnen einfach austauschen, bei den modernen Geräten würde der Bordcomputer feststellen, dass die Birne kaputt sei. Dann würde er die Stromversorgung dorthin abschalten und nach einem Austausch verlangen. Der dann aber per Computer begleitet werden müsste.

Zwei Beispiele für „bäuerliches High-Tech“: Der Hersteller Fendt arbeitet an einem System, bei dem zwei baugleiche Maschinen von einem Fahrzeug aus gesteuert werden können. Entfernt sich das fahrerlose Gerät zu weit von dem mit dem Fahrer, schaltet es sich automatisch ab und bleib einfach stehen. Auch erfolgreiche Versuche mit komplettem Autopilot gibt es. Die erscheinen dem Gesetzgeber aber noch nicht so ganz geheuer, weil der noch an deren Fähigkeit zweifelt, die Ackergrenzen automatisch zu erkennen.

Doch da ist die Technik auch schon längst weiter: Große Maschinen können sich den Weg „merken“, den sie über einen bestimmten Acker gefahren sind. Und den kann man bei nächster Gelegenheit abrufen und automatisch ansteuern lassen. Das geschieht mit Hilfe von GSP und Radar. Wie Geschaftsführer Eric Peiffer betonte, würde dabei – auch dank so genannter „Funk-Korrektur-Signal-Anlagen“ – die maximale Abweichung bei 2,5 Zentimetern liegen. Eine Genauigkeit, die weit über „Augenmaß“ hinausgeht.

Übrigens keine technische Spielerei, sondern echte Sparhilfe: Fahren die Maschinen immer genau durch die alte Spur kann dort auf Bodenaufbereitung, Saatgut und Düngung verzichtet werden. Wie gesagt: Auf 2,5 Zentimeter genau können das erste und das letzte Saatkorn ausgebracht werden, so dass nichts mehr auf den Weg oder unter die Dornen fallen muss. Kosten sparen ist halt auch auf den Äckern oberste Devise.

(Kurier-Verlag)
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