Räuber-Frontmann Sven West Alternative zu Karnevals-Gigs

Wevelinghoven · Er liebt es auf den Bühnen zu stehen, die Menschen mit seiner Musik zu begeistern. An Karneval mit den Hits der „Räuber“ für super Stimmung, für Glücksmomente zu sorgen. Doch dank Corona sind diese Momente mehr als rar geworden. Schwierige Zeiten für Berufsmusiker wie Sven West aus Wevelinghoven. Also muss zu Notfallplänen gegriffen werden.

 Sven West muss als Musiker um die Existenz kämpfen: „Karneval hätten wir 200 Auftritte gehabt.“

Sven West muss als Musiker um die Existenz kämpfen: „Karneval hätten wir 200 Auftritte gehabt.“

Foto: Sven West/nn

„Zum Glück ist das Jahr jetzt zu Ende. Für uns Künstler waren die vergangenen Monate eine Zeit, die wir am liebsten aus unserem Gedächtnis streichen wollen würden. Es gab überhaupt keine Bewegung und wir haben wirklich Existenzängste“, fasst Sven West, der bürgerlich Sven Kompaß heißt, das Jahr 2020 zusammen.

Zwar gebe der Impfstoff Hoffnung, dass er und seine Kollegen schnell wieder ans Arbeiten kommen, aber der Wevelinghovener sieht immer noch einen langen Weg vor sich: „Wir Künstler und unsere Branche allgemein sind einfach die allerletzten Personen, die wieder in ihren Beruf zurück können. Erst wenn Hunderte oder Tausende von Menschen wieder gemeinsam feiern können, werden wir die Möglichkeit haben, unseren Job ganz normal machen zu können. Für mich als Mann im Karneval, als ,Räuber’-Frontmann, ist es schon hart gewesen, dass der Karneval ausfällt. Das macht den Großteil unseres Jahreseinkommens aus.“

Denn unter normalen Umständen stehen für die Musiker der Gruppe im Januar und Februar bis zu 200 Konzerte bis zum Aschermittwoch an, die nun ersatzlos gestrichen sind. „Das ist für uns eine unerträgliche Situation“, bedauert der 44-Jährige, gibt aber nicht auf: „Wir hoffen, dass es am 11.11.2021 wieder weitergeht.“

Aber da Aufgeben keine Option ist, zieht auch Sven West das Beste aus der Situation: „Es stand mehr Zeit mit der Familie im Vordergrund. Ich konnte mich viel mehr um die Kinder kümmern.“

Doch ohne Musik geht es im Hause West nicht und so hat sich der Wevelinghovener im Dezember etwas Besonderes einfallen lassen. Denn er konnte gebucht werden für ein Haustür-Konzert. „Die Idee wurde aus der Not heraus geboren. Das hätte natürlich nie stattgefunden ohne Corona. Meine Kinder haben gesagt ,Papa, du musst was mit Musik machen, wenn du dich beruflich neu orientieren musst’. Daraus ist das ,Kleine, feine Haustürkonzert’ und sogar die Haustür-Liebeserklärung entstanden.“

Beim Konzert gibt Sven West an der Haustür fünf, sechs Songs zum Besten. Bei der Liebeserklärung sind es zwei Lieder. Entweder tritt der Wevelinghovener solo oder mit seinem Freund und Kollegen Sebastian Eichmeier auf. Im Repertoire sind Weihnachtslieder gewesen, aber auch große Balladen und kölsche Hits.

„Wir hatten ganz tolle Erlebnisse. Unter anderem waren wir bei einem Mädchen, das Leukämie hat und dem wir mit dem Konzert eine Freude gemacht haben. Oder ich habe am Seniorenheim an der Haustür gespielt.“ Dazu kamen Liebeserklärungen, sogar ein Heiratsantrag wurde mit Hilfe der Musik von Sven West vertont.

Mit den Erfahrungen bei den kleinen privaten Konzerten hat West einen positiven Abschluss des Jahres gefunden: „Ich habe so viele fantastische Menschen kennen lernen dürfen. Dieses Gefühl nehme ich auch mit für die Zukunft. Davon erzähle ich bestimmt mal meinen Enkeln.“ Haustürkonzerte können auch für 2021 gebucht werden.

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