Finanzen Dispokredite sind nach wie vor sehr teuer: Was Verbraucher tun können

Vieles hat sich im Geld- und Bankenwesen geändert. Von den Änderungen sind allerdings nicht die Dispokredite betroffen, denn sie bleiben nach wie vor teuer.

 Trotz Nullzinspolitik der EZB werden Dispokredite kaum günstiger. Doch wie kommen Verbraucher aus der Dispofalle?

Trotz Nullzinspolitik der EZB werden Dispokredite kaum günstiger. Doch wie kommen Verbraucher aus der Dispofalle?

Foto: Unsplash.com/Maryna Yazbeck

Im Durchschnitt betragen die Dispozinsen rund 9,61% und liegen damit deutlich über den gewöhnlichen Kreditzinsen. Auch die Gefahr, die von einem Dispo ausgeht, ist geblieben. Aber was können Verbraucher tun, um die Kosten zu senken und mitunter aus der Dispofalle zu fliehen? Dieser Beitrag schaut sich das einmal an. 

Warum ist die Dispofalle so gefährlich?

Von der sogenannten Dispofalle wird oft geredet. Nur ist vielen Menschen schlichtweg unklar, was sie eigentlich darstellt. Immerhin gehört der Dispo fest zum Konto dazu und ist somit auch dazu gedacht, genutzt zu werden. Also, warum verstecken sich so viele Risiken im Dispokredit?

  • Verfügbarkeit – eigentlich ist es tatsächlich die Verfügbarkeit. Sicher, jeder überzieht das Konto mal, weil eventuell eine Zahlung später eingeht und die Rechnungen abgebucht werden. Einmal ist in diesem Fall auch kein Mal. Problematisch wird es, wenn der Dispo immer wieder – und immer weiter – ausgeschöpft wird.
  • Rückzahlung – sie ist tückisch. Es gibt keine klaren Regeln, denn jeder Geldeingang gleicht den Dispokredit letztendlich wieder aus. Das Problem ist nur, dass das Guthaben nun natürlich ebenso geringer ist. Wer beispielsweise 1.500 Euro im Dispo ist und einen Geldeingang von 2.000 Euro erhält, der ist letztendlich nur 500 Euro im Plus. Somit steht auf der Plusseite nicht mehr der ganze Geldeingang zur Verfügung.
  • Problematik – der Dispo ist im besten Fall direkt oder nach drei oder vier Monaten wieder komplett ausgeglichen. Ausgeglichen bedeutet nun, dass nach dem Ausgleich des Dispo noch ausreichend Geld zur Verfügung ist, um die gesamten Monatskosten zu decken. Vielfach geschieht es aber, dass sich der Dispo schleichend nach unten bewegt und somit dauerhaft weniger Geld im Plus verfügbar ist. Gerade diejenigen, die von der Bank mühelos einen hohen Dispo eingeräumt bekommen, sind nun in Gefahr. Nicht wenige Verbraucher sind wirklich dauerhaft im Disporahmen und das durchaus mit weit über 1.000 Euro.
  • Kosten – der Dispo kostet im Vergleich zu den anderen Krediten echtes Geld. Die Zinsen sind, aufs Jahr gerechnet, hoch, sodass hier wieder Geld verloren geht.

Aber auch psychologisch ist der Dispo eine häufige Falle. Da es keine Anfragen, Rückfragen oder fixen Termine gibt, nehmen es viele mit der Rückzahlung nicht so genau. So lange noch ausreichend Luft bis zum Limit ist, ist alles in Ordnung. Das Gefährliche: Wer das Limit überschreitet, der erhält meist alsbald Post von der Bank mit der Aufforderung, den Dispo innerhalb kürzester Zeit auszugleichen. Und nun beginnen die wahren Probleme.

Dispo umschulden und sparen

Glücklicherweise gibt es für die dauerhafte Nutzung des Dispo durchaus Lösungen. Besser gesagt, die Lösungen helfen beim Herauskommen aus dem Dispo. Gemeint sind tatsächlich schlichte Ratenkredite, die für die Umschuldung genutzt werden:

  • Aufnahme – online lassen sich die Kredite leicht vergleichen, sodass ein günstiges Angebot gefunden werden kann. Im Schnitt sind die Kredite alle deutlich günstiger als der Dispo.
  • Umschuldung – sie ist in diesem Fall extrem einfach. Der Kredit wird aufgenommen, die Summe auf das Konto gezahlt – und schon ist der Dispokredit ausgeglichen und somit auch umgeschuldet.
  • Vereinfachung – die meisten Menschen halten sich leichter an feste Termine. Ein Ratenkredit hat monatlich einen festen Termin, nämlich den der Ratenzahlung. Was mit dem Dispo schwierig ist, fällt vielen beim Umschuldungskredit sehr leicht. Das liegt vor allem daran, dass die Rate vom Konto abgeht und nicht irgendwie im Hinterkopf behalten werden muss. Es ist ein Fixpunkt der monatlichen Rechnung.
  • Kosten – da Ratenkredite deutlich günstiger sind, sparen sich Nutzer auch die Kosten des Dispokredits.

In der Regel lohnt sich eine Umschuldung, wenn klar ersichtlich wird, dass der Dispo so schnell nicht mehr ausgeglichen werden kann. Natürlich müssen die finanziellen Verhältnisse vorhanden sein. Wer keine Einnahmen hat, der kann auch den Ratenkredit nicht begleichen.

Abrufkredit als Alternative

Längst gibt es eine gute Alternative zum Dispo: den Abrufkredit. Er lässt sich durchaus mit dem Dispo vergleichen, doch ist er nicht mit dem eigenen Bankkonto verbunden:

  • Zusätzliches Kreditkonto – der Abrufkredit wird auf ein eigenes Konto gestellt. Dieses kann zwar via Überweisungsvorlagen mit dem normalen Bankkonto verknüpft werden, dennoch ist es ein eigenes Konto.
  • Nutzung – wird nun ein Betrag benötigt, wird dieser Betrag abgerufen. Auch das ist mit der Disponutzung vergleichbar, nur wird hier nicht das Konto überzogen, sondern der benötigte Betrag vom Kreditkonto aufs Bankkonto gebucht.
  • Rückzahlung – an dieser Stelle gibt es je nach Anbieter Unterschiede. Meist ist vertraglich geregelt, dass der entnommene Betrag in Raten oder auch als Einmalzahlung wieder zurückbezahlt wird. Welche Regeln gelten, hängt auch von der Summe und dem Gesamtguthaben ab.
  • Kosten – für die entnommene Summe müssen natürlich Zinsen gezahlt werden. Diese sind aber wiederum niedriger als die des Dispositionskredits.

Der größte Vorteil an Abrufkrediten ist allerdings, dass Nutzer gezielt eine Aktion starten müssen, um das Geld zu erhalten. Das Konto wird nicht von selbst überzogen, sondern die Summe muss angefordert werden. Gerade bei Überziehungen, die mit Einkäufen oder nicht unbedingt notwendigen Anschaffungen zusammenhängen, überlegen viele Nutzer doch, ob sie nicht bis zum nächsten Geldeingang warten können.

 Wer eine Umschuldung nutzt, spart nicht nur Zinskosten, sondern zahlt den Kredit auch tatsächlich ab.

Wer eine Umschuldung nutzt, spart nicht nur Zinskosten, sondern zahlt den Kredit auch tatsächlich ab.

Foto: Unsplash.com/Markus Spiske

Fazit - im Rahmen ist der Dispo in Ordnung

Der Dispo ist natürlich nicht schlecht und darf auch nicht verteufelt werden. Wird das Gehalt erst mittags gebucht, die Miete aber morgens abgezogen, so schützt der Dispo vor Ärger. Problematisch ist nur, wenn die Nutzung zu einem Dauerzustand wird. Nicht nur schlägt der Dispo jetzt mit hohen Kosten zu Buche, er führt auch schnell in die Schuldenfalle. Lösungen bieten die Umschuldung, mit der der Dispo auf einen Schlag durch einen Ratenkredit ausgeglichen wird, und der Abrufkredit. Letzterer beinhaltet durch die zusätzliche Anforderung des Geldes immer eine gewisse Hemmschwelle, sodass der Dispo wenigstens nicht unbedarft genutzt wird. Doch auch Abruf- und Umschuldungskredite müssen natürlich zurückgezahlt werden. 

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