65 Jahre Schwarz-Weiß-Fotografie „Es hat etwas Magisches, wenn sich langsam das Bild aufbaut“

Clemens Schelhaas ist für seine beiden Leidenschaft bekannt: Fürs Reisen in ferne Länder und Landschaft, am liebsten auf dem Motorrad. Und für Fotografieren. Derzeit bereitet er eine Ausstellung „65 Jahren Schwarz-Weiß-Fotographie“ vor. Aus diesem Anlass haben wir ihn gebeten, einmal Rückschau zu halten:

 Ein Selbstbildnis in Schwarz und Weiß.

Ein Selbstbildnis in Schwarz und Weiß.

Foto: Schelhaas

Im Jahre 1837 gelang es dem Franzosen Daguerre auf chemischem Wege auf einer Kupferplatte ein Bild zu fixieren. Es war die Geburtsstunde der Fotografie. Über verschiedene Stufen gelang es 1883 Eastmann in den USA, Bilder auf Zeluoid festzuhalten. Zelluloid war biegsam und ließ sich rollen; der Rollfilm war geboren. Der biegsame Schichtträger eröffnete völlig neue Möglichkeiten, so begann auch das Filmzeitalter.

In dieser Zeit entwickelte Zeiss das erste korrigierte Linsensystem für die Fotografie. Zeiss hat sich in der Folgezeit immer wieder in der Entwicklung von Objektiven hervorgetan.

Es entstanden unbezahlbare Meisterwerke der Schwarz-Weiß-Photographie.

 Eine Aufnahme während einer seiner frühen Reisen.

Eine Aufnahme während einer seiner frühen Reisen.

Foto: Schelhass/Schelhaas

Für den Zelluloid-Film setzte sich im Laufe der Zeit eine Breite von sechs Zentimetern durch. Dieses Format wird heute noch verwendet. Der Durchbruch in der Photographie für den „Normalverbraucher“ brachte in den 20er bis 30er Jahren die legendäre „AGFA-Box“, die vier Reichsmark kostete und selbst in der damaligen englischen Kolonie Indien produziert wurde.

Eine weitere entscheidende Entwicklung leitete 1913 bei Leitz O. Barnack ein, der als Aufnahmematerial den inzwischen weltweit verwendeten 35-Millimeter-Kinoflim als Aufnahmematerial für die Fotografie verwendete. Er entwickelte die „Leica“. Auch dieses Filmformat setzte sich durch und ist auch heute noch erhältlich.

In den 60er Jahren wurde die Schwarz-Weiß-Fotografie weitgehend von der Farb-Fotografie verdrängt. Dann begann das digitale Zeitalter: Fotografieren kostete nichts mehr, die Abläufe Belichtung und Entfernungseinstellung wurden voll automatisiert. Das Niveau der Fotografie begab sich auf einen Sinkflug.

Allerdings ein kleiner Kreis von Enthusiasten ist der klassischen Fotografie, vor allen Dingen der Schwarz-Weiß-Fotografie, treu geblieben.

 Perfekt fotografierte Erinnerungen in Schwarz-Weiß.

Perfekt fotografierte Erinnerungen in Schwarz-Weiß.

Foto: Schelhaas

In meiner Erinnerung taucht der Begriff „Foto-Apparat“ zum ersten Mal nach dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 auf. Da war ich sieben. Neben Schusswaffen und Ferngläser sollten auch alle Foto-Apparate abgeliefert werden.

Mit 16, 17 begann mein zwei Jahre älterer Bruder, sich für die Fotografie zu interessieren. Er bekam seine erste Kamera bei „Photo Sommer“. „Photo Sommer“ und „Photo Jähne“ standen damals schlechthin für die Fotografie in Grevenbroich.

Irgendwann stieg ich mit ein. Wir konnten schon sehr früh reisen und hielten diese Reisen im Bild fest. Wir bekamen Kontakt zum damaligen Jugendpfleger und Leiter der Kreisbildstelle, Karl M. Horst. Dessen Herz schlug für die Fotografie. Und er wusste seine Begeisterung an uns zu übertragen.

Im Jahre 1956 bekam ich meine eigene Kamera, eine „Leica III f“. Ich habe sie heute noch. Sie kostete 558 Mark, damals ein Vermögen. Es war das Schmerzensgeld, das ich bekommen hatte, nachdem ich von einem Motorrad angefahren worden war.

Karl M. Horst brachte uns nicht nur den Blick für das Motiv bei, wir lernten auch die Entwicklungstechnik. Viel wurde damals im verdunkelten Badezimmer experimentiert. Viele Schulen hatten ein Fotolabor. Ich baute im Hof der elterlichen Wohnung einen kleinen Schuppen zu einer „Dunkelkammer“ um. Das Geld für die Geräte kam zum Teil aus Preisgeldern bei Fotowettbewerben.

An der Vergrößerungstechnik in der klassischen Schwarz-Weiß-Fotographie hat sich bis heute nicht geändert: belichten, entwickeln, fixieren, wässern. Es hat etwas Magisches, wenn sich in der Entwicklungsschale langsam das Bild aufbaut.

Ich gehörte zu den glücklichen, die 1953 eine Lehrstelle bei der Kreisverwaltung Grevenbroich bekamen. Später leitete ich über lange Jahre das Sachgebiet „Polizeiverwaltung“ innerhalb der Kreisverwaltung Grevenbroich. 1976 schied mein Lehrmeister Karl M. Horst aus und ich übernahm die Leitung der Kreisbildstelle, die im Laufe der Medienentwicklung zum „Medienzentrum“ des Kreises Grevenbroich, später des Rhein-Kreises ausgebaut wurde.

Die Bildstelle und später das Medienzentrum hatte natürlich ein Fotolabor mit mehreren Arbeitsplätzen und ich bin meinem Lehrmeister gefolgt und habe vielen Schülern und Jugendlichen die Grundlagen der Fotographie und der Labortechnik vermittelt.

Auf meinen vielen Reisen habe ich immer zwei Spiegelreflexkameras, das war inzwischen der Stand der Technik, mitgeschleppt, eine für Schwarz-Weiß-Aufnahmen und eine für Dias. Vor einigen Jahren bin ich dann auch der Digitaltechnik erlegen, die richtig eingesetzt, eine Vielzahl von Möglichkeiten hat.

Ich habe nicht festgehalten, wie oft ich in den verschiedensten Einrichtungen meine Bilder ausgestellt habe, lange Zeit in schwarz-weiß. Später habe ich auch Schwarz-Weiß-Bilder und Farbbilder gegenübergestellt.

Mein Labor im Keller meiner jetzigen Wohnung ist noch immer intakt. Auf meiner Reise im indischen und nepalesischen Teil des Himalaya im Jahre 2018 habe dann noch einmal auf Schwarz-Weiß-Film fotographiert.

Ab dem 19. Januar 2020 habe ich die Möglichkeit, im „Museum der Niederrheinischen Seele“ hier in Grevenbroich Bilder aus 65 Jahren Schwarz-Weiß-Fotographie auszustellen.

Clemens Schelhaas/-ekG.

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