Symbolpolitik oder Geldverschwendung:Ist „Hambacher Forst“ Millionengrab? Wird der Restwald „gerettet“, könnte Jüchen das Nachsehen haben

Der „Hambacher Forst“ ist zum Symbol der Diskussion um den Kohleausstieg geworden. „Die 1,4 mal 1,4 Kilometer große Restfläche eines Waldes, der schon zu 90 Prozent gerodet ist“, brachte es schon vor knapp einem Jahr Bürgermeister Klaus Krützen auf den Punkt. Doch dieser Rest wird wohl erhalten werden – koste es, was es wolle.

 Der „Hambacher Forst“ – ein wichtiges Thema, nicht nur für Bürgermeister Klaus Krützen, SPD-Kreis-Fraktions-Chef Rainer Thiel und Bürgermeister Harald Zillikens.

Der „Hambacher Forst“ – ein wichtiges Thema, nicht nur für Bürgermeister Klaus Krützen, SPD-Kreis-Fraktions-Chef Rainer Thiel und Bürgermeister Harald Zillikens.

Grevenbroich. Die Auswirkungen des Erhalts dieses Restwaldes sind derzeit großes Thema im „Flurfunk“ bei RWE: Leute, die schon in den Vorruhestand eingewilligt haben, sollen noch ein bisschen früher gehen, heißt es da.

Olaf Winter aus der Presse-Abteilung des RWE winkt ab: Die Anpassung der Tagebauplanung an die sich abzeichnenden politischen Vorgaben finde gerade erst statt.

Zunächst einmal aber müsse der Bund die Vorschläge der „Kohle-Kommission“ in Gesetzesform bringen. Über konkrete Auswirkungen könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden. „Wir warten auf Berlin“, so Olaf Winter auf Nachfrage des Erft-Kurier wörtlich.

Rainer Thiel, ehemaliger Landtags-Abgeordneter der SPD und Fraktions-Chef seiner Partei im Kreistag, wird da deutlicher: Die „Betriebsbeböschung“ habe ein Maß von 1:3. „Noch steiler geht nicht“, weiß er. So aber sei die Standsicherheit der Böschung gegeben und zugleich sei die maximale Ausbeutung der Rohstoffe möglich.

Um den Hambacher Forst dauerhaft als Insel im künftigen Tagebau-See zu sichern, sei aber eine Böschung 1:9 erforderlich. Sonst würde das Wasser den Forst zusammenrutschen lassen.

Also muss diese Böschung wieder angeschüttet werden. „Dafür braucht man jede Menge Abraum, der in Hambach aber nicht zur Verfügung steht“, so Thiel. Das Prinzip des Tagebaus sei immer gewesen: vorne wird gegraben, hinter wird aufgeschüttet. Genau das Gelände, das rekultiviert und dann den Gemeinden wieder zur Verfügung gestellt wird.

„Die Städte Elsdorf und Jüchen hätten ja schon gerne ihr Gemeindegebiet wieder“, macht Thiel deutlich. Jüchen zum Beispiel würde im Bereich von Alt-Garzweiler nach dem Tagebau wieder eine neue Ansiedlung sehen.

Das alles sei aber in Frage gestellt, wenn dieser Abraum gebraucht werde, um den Hambacher Forst abzustützen. „Die Gemeinden würden einen Teil ihrer Fläche nicht wieder bekommen“, so Thiel.

Ansonsten müsste das notwendige Erdreich irgendwo anders teuer eingekauft und dann kilometerweit transportiert werden. Ökologisch und ökonomisch sicher auch absolut unsinnig.

So oder so: Die Rettung des „Forstes“ (= bewirtschafteter Baumbestand!) wird viele Millionen kosten.

Lohnt sich das aber für einen Mini-Restwald, der dank der Behausung durch die Kohlegegner wohl kaum noch „ökologisch wertvoll“ sein dürfte? Wie gesagt, kritische Fragen gegen die Symbol-Politik, die Klaus Krützen schon vor einem Jahr aufgeworfen hat: „Die 200 Hektar, die vom Hambacher Forst noch übrig sind, machen gerade einmal 0,02 Prozent des Waldbestands in Nordrhein-Westfalen aus (fast 90 Hektar werden im Übrigen gerade im Moment in Aachen gerodet, um für Windkraftanlagen Platz zu schaffen. Zu hören ist kein Protest)“, schrieb er damals bitter.

Gerhard Müller

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