Die Lindenschule arbeitet an erster Schülerzeitung „Schüler können das hier genauso gut wie an weiterführenden Schulen“

Stessen · Müll nach dem Karnevalsumzug, Risse und Schmierereien am Schulgebäude, die Bedeutung von Demokratie – wichtige Themen, die schon die jüngsten Jüchener bewegen. Das zumindest zeigt ein neues Projekt der Lindenschule, wo am Standort Stessen gerade 13 OGS-Kids an der ersten Ausgabe der Schülerzeitung „Lindenblatt“ arbeiten.

Ein Teil der Nachwuchs-Redakteure der Schülerzeitung „Lindenblatt“.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Es ist noch eine Testphase“, schmunzelt Schulleiterin Vanessa Kremer, die die Zeitungs-AG auf Anregung eines mittlerweile ehemaligen Schülers ins Leben gerufen hat. Sie sieht großes Potenzial darin. Denn die AG gebe Schülern ganz andere Möglichkeiten, sich einzubringen und zu zeigen, was in ihnen steckt. Da sich jeder in seinem eigenen Tempo mit den Themen befasse, die einen bewegen, sei die Motivation spürbar größer. Das führe letztlich zu einem besseren und nachhaltigeren Lernen. „Das ist so eine schöne Zusammenarbeit, alle sind eifrig dabei. Für die Kinder ist die Zeitungs-AG schon wirklich wichtig geworden, sie wollen hier mitarbeiten“, erklärt die Schulleiterin und sie betont: „Die Schüler können das hier genauso gut wie an den weiterführenden Schulen.“

Bevor die Nachwuchsredakteure mit dem Schreiben begannen, haben sie sich ganz genau angeguckt, wie eine Zeitung aufgebaut ist und welche Bereiche es gibt. So bekamen sie eine Idee dafür, wie ihr „Lindenblatt“ aussehen sollte. Ein paar der Schüler gestalteten bereits Rätsel, Witze und Comics, wieder andere befassten sich mit dem Thema „Von Schülern für Schüler“, wo Bücher vorgestellt oder Empfehlungen für Spiele und Ausflüge gegeben werden.

Aber auch die Ideen für Artikel sprudeln nur so aus den Drittklässlern heraus. Lena hat beispielsweise über die Lindenschule geschrieben, denn schon ihr Opa sei dort Schüler gewesen, wie sie erzählt. Sport ist ebenso Thema, zum Beispiel schrieb Leo über Basketball. Die Ergebnisse der Bundestagswahl machten Jonas nachdenklich und so setzte er sich mit dem Begriff der Demokratie auseinander. „Das fand ich erstaunlich und hat mich sehr bewegt“, so die Schulleiterin, „denn man darf nicht vergessen, dass es sich hier um Drittklässler handelt“.

Die Kids gehen aber auch gemeinsam auf die Suche nach Themen. „Sie haben, wie richtige Redakteure das machen, recherchiert und sind dabei auf die Aktion eines Gymnasiums gestoßen. So ist die Idee zu einer müllfreien Woche entstanden“, erzählt Vanessa Kremer. Gemeinsam mit dem Kinderparlament wurde geschaut, ob solch eine Woche an der Lindenschule zu schaffen sei. „Dabei ist aber aufgefallen, dass wir gar nicht so viel Müll produzieren“, berichten die Schüler, „der meiste Papiermüll entsteht durch das Händewaschen und den Kunstunterricht“.

Alle Schüler sollen Ideen für das „Lindenblatt“ einreichen können. Dafür gibt es bereits einen eigenen Briefkasten.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Der Plan ist übrigens, dass jeder Schüler Input für das „Lindenblatt“ geben kann. Dafür wurde bereits ein Briefkasten innen neben der Eingangstür angebracht. Dort sollen die Kinder künftig Anregungen und Themen, die sie bewegen, loswerden können.

In der neu gegründeten Zeitungs-AG schreiben die Drittklässler nun also fleißig Artikel. Und sie machen auch die Fotos für die Artikel selbst, natürlich immer auf Urheberrecht und Datenschutz bedacht. Vanessa Kremer, die übrigens für ein erstes Interview selbst Rede und Antwort stand, leitet die Kids an, lässt ihnen aber freie Hand beim Schreiben. „Wir besprechen die Themen und gehen den fertigen Text gemeinsam durch. Im Nachgang tippe ich diesen dann ab“, berichtet sie. Denn die Nachwuchs-Redakteure verfassen ihre Texte handschriftlich und sie in dieser Form abzudrucken, passe nicht zum Layout einer Zeitung, waren sich alle einig.

Redaktionell scheint die Testphase der Zeitungs-AG ganz gut zu laufen. Geplant ist, die erste Ausgabe des „Lindenblatt“ zum Sommer zu veröffentlichen. Wie das Ganze in den Druck gehen soll, daran arbeitet Schulleiterin Vanessa Kremer fleißig. Gelder für die Zeitung, die für einen kleinen Betrag verkauft werden soll, gebe es schon. Sie hofft aber, dass vielleicht noch der eine oder andere aus dem Ort die Veröffentlichung mit ein bisschen Werbung unterstützt – wie bei einer richtigen Zeitung eben.

Und während die Schulleiterin noch mitten in der Vorbereitung der „Lindenblatt“-Premiere steckt, denkt sie natürlich auch schon an die Zukunft. Mit einer Lehrerkollegin vom Standort der Lindenschule in Gierath ist sie bereits im Austausch bezüglich einer „Redaktion“ dort. Denn wenn die Testphase gut läuft, so Vanessa Kremer, soll das „Lindenblatt“ künftig zweimal im Jahr – im Sommer und im Winter, um auch alle Termine im Jahr abzudecken – an der gesamten Lindenschule erscheinen und allen interessierten Schülern für eine Teilnahme offen stehen.