Hospizdienste stellen sich vor Lebensende als Teil des Lebens

Rhein-Kreis Neuss · „Dieser Tag soll zeigen, dass wir alle miteinander und nicht allein sind! Er ist eine Einladung, das Lebensende als Teil des Lebens zu begreifen!“, weist Hanni Engler vom Ambulanten Hospizdienst der Diakonie Rhein-Kreis Neuss, auf den Welthospiztag am Freitag, 17. Oktober, hin: Unter dem Motto „Hospizkultur im Rhein-Kreis Neuss“ werden sich in der Zeit von 14 bis 20 Uhr im Gare du Neuss die Hospize und Ambulanten Hospizdienste vorstellen. „Hier soll aber nicht Trübsal geblasen werden“, verspricht Andrea Lißke, Geschäftsführerin der Hospizbewegung Kaarst, ein buntes Programm, „es darf gelacht, gesungen, gebastelt, zugehört und gefeiert werden“. Sabine Jäger-Hunecke, Koordinatorin der Jona-Hospizbewegung in Grevenbroich, Jüchen und Rommerskirchen, macht deutlich: „Es sind nicht nur Fachbesucher eingeladen, sondern alle interessierten Bürger.“

Sie sind Teil des Organisationsteams für die Veranstaltung „Hospizkultur im Rhein-Kreis Neuss“ (v.l.): Andrea Lißke (Hospizbewegung Kaarst), Hanni Engler (Ambulanter Hospizdienst Diakonie Rhein-Kreis Neuss) und Sabine Jäger-Hunecke (Jona-Hospizbewegung Region Grevenbroich).

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Die drei eingangs erwähnten Frauen wissen: Ohne Ehrenamt läuft auch bei den Hospizdiensten nichts. In Neuss engagieren sich 36 Menschen als Begleiter, in Kaarst 32 und in Grevenbroich 18 (plus neun in der Ausbildung). Die Hospizdienste eint auch die Sorge um die Finanzierung. In Kaarst und Grevenbroich werden beispielsweise nur rund 50 Prozent der Kosten durch die Krankenkassen gedeckt, der Rest wird durch Spenden aufgebracht.

„Die Ehrenamtler der Hospizdienste bieten Zeitgeschenke; sie hören zu, begleiten beim Spaziergang, führen Gespräche“, erklärt Lißke, dass natürlich auch die „Chemie zwischen dem Betroffenen, den Angehörigen und dem Ehrenamtler stimmen muss. Die Begleiter werden mit einer umfassenden Ausbildung auf ihre Tätigkeit vorbereitet und auch während ihrer Tätigkeit nicht allein gelassen. „Die Ehrenamtler sollten mitfühlend, aber nicht mitleidend sein“, weiß Sabine Jäger-Hunecke, dass eine gewisse Distanz gewahrt bleiben muss. „Deshalb gibt es keine Begleitung ohne Begleitung“, verweist Hanni Engler auf Unterstützung zum Beispiel durch Supervision und Reflexion.

Mit dem Tag im Gare du Neuss wollen die Hospizdienste ihre Angebote öffentlicher machen. „Viele Menschen wenden sich erst sehr spät an uns oder kennen uns gar nicht“, so Andrea Lißke. Das soll sich ändern: Im Gare du Neuss präsentieren sich zehn Hospizdienste aus dem Rhein-Kreis Neuss (siehe Infokasten). Es besteht die Möglichkeit zum Austausch über Hospizarbeit, Palliativversorgung und ehrenamtliches Engagement. Unter dem Motto „Mitfühlen und Mitmachen“ gibt es Angebote wie Meditativen Tanz, Klangschalen und Aromatherapie – natürlich zum Ausprobieren.

Der Neusser Liedermacher Ansgar Kuswik und der inklusive Jedermann-Chor sorgen für musikalische Unterhaltung. Ingo Fischer liest aus seinem Roman „Frau Schuberts letzte Reise“; es geht um eine alte Dame, die zu ihrem Sehnsuchtsort aufbricht. Die Möglichkeit der tiergestützten Therapie wird vorgestellt. Das Death Café bietet in geschützter Atmosphäre Raum für Gespräche über Tod, Sterben und Abschied. Die jüngeren Besucher können im Bauwagen nach Herzenslust basteln.

Für das leibliche Wohl wird mit Waffeln, Kaffee, italienischen Spezialitäten und Cocktails gesorgt. Schirmherrin ist die stellvertretende – und zukünftige – Landrätin Katharina Reinhold. „Die Veranstaltung bietet Raum für Gespräche, Information, Austausch und gemeinsames Erleben rund um das Thema Sterben – eine Einladung, das Lebensende als Teil des Lebens zu begreifen“, laden die Organisatoren alle Bürger ein, sich mit dem oftmals noch tabuisierten Thema frühzeitig auseinanderzusetzen.