Ausstellung „Hörbar.Stimmen zu Nahost.“ an der Gesamtschule Jüchen Alle Perspektiven müssen gehört werden

Jüchen · Am vergangenen Dienstag, 7. Oktober, jährte sich der Überfall der Terrororganisation Hamas vom Gazastreifen aus auf Zivilisten in Israel zum zweiten Mal. Der größte Massenmord an Juden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Seither herrscht Krieg in Gaza und Israel. Eine Spirale der Gewalt, die auch weltweite Folgen hat. Hass und Hetze nehmen zu. Da verwundert es nicht, dass oft große Unsicherheit herrscht, wenn es darum geht, über den Nahost-Konflikt ins Gespräch zu kommen. Aus diesem Grund setzte die Gesamtschule Jüchen in dieser Woche ein Zeichen, indem sie die Ausstellung „Hörbar. Stimmen zu Nahost.“ ins Forum holte, um einen Raum für Dialog, Empathie und Verständigung zu eröffnen.

„Hör zu!“ Darum geht es bei der Ausstellung „Hörbar. Stimmen zu Nahost.“, die in der Gesamtschule zu Gast war.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Konzipiert wurde die Ausstellung von der Gesamtschule Nordstadt in Neuss. Auf 13 Bildschirmen wird dabei Menschen aus den verschiedensten Bereichen eine Stimme verliehen: vom Präsidenten der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, vom Rabbi, der sich vom „überzeugten zionistischen Siedler“ zum Friedensaktivisten wandelte, von Psychologen, Buchautoren, Journalisten und Wissenschaftlern. Sie alle wurden von den Lehrern Dora von Soosten und Mutlu Yolasan interviewt.

Die Schüler sollen nicht nur Infos über den Nahostkonflikt erhalten, sondern ihn „fühlen und verstehen können“, erklären sie. Mutlu weiter: „Es ist ein sehr heikles Thema und viele haben sich davor weggeduckt. Es bedarf Mut, so ein Thema auch in der Schule anzusprechen. Unsere Ausstellung ist ein Angebot zum Dialog, um offen und angstfrei darüber zu reden.“ Ziel ist es, verhärtete Fronten aufzubrechen, Empathie zu fördern und versöhnende Impulse zu setzen.

Diese Möglichkeit an der Gesamtschule Jüchen zu schaffen, war den Lehrerinnen Elnas Ernst und Chiara Peruzzini vom „Team Courage“ sowie der Schülervertretung ein Anliegen. „Wir haben Anfang des Jahres mit Schülern der SV die Ausstellung in der Gesamtschule Nordstadt besucht und waren überwältigt. Das hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, Räume für Perspektiven zu schaffen und auch andere Sichtweisen zuzulassen und zuzuhören“, erzählt Chiara Peruzzini, „die Ausstellung schafft das, was die deutsche Regierung lange nicht geschafft hat: Nämlich nicht einfach zwei Seiten zu sehen, sondern zu zeigen, dass dort ganz viel Leid geschieht und es viele Perspektiven gibt, die alle gehört werden müssen.“

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

In kleinen Gruppen hatten die Jahrgangsstufen 10 bis Q2 die Möglichkeit, den Stimmen aus Nahost zu lauschen und sich dabei kritisch mit einigen Fragen auseinanderzusetzen: Hast du schon aus Angst vor der Reaktion anderer lieber geschwiegen? Warst du schon einmal so verletzt, dass dir der Schmerz der anderen Seite egal war? Gibt es Sachen, die du nicht vergeben kannst?

Am Dienstag, als sich der Überfall der Hamas zum zweiten Mal jährte, waren auch die Initiatoren der Ausstellung in Jüchen zu Gast sowie Dr. Tagrid Yousef, Beigeordnete der Stadt Dinslaken, die ihre Wurzeln in Palästina hat. „Ich war mit meiner Tochter in Palästina, um Familie zu besuchen, als der Überfall geschah“, berichtet Yousef. Sie sei schon ihr Leben lang unterwegs für den Dialog, wenn es um den Nahost-Konflikt geht, doch mit dem 7. Oktober 2023 stellte sie sich die Frage: „Was kann ich tun, um dem mehr Raum zu geben?“ Seither sei sie als Friedensbotschafterin unterwegs und ruft dazu auf, sich mit allen Seiten zu beschäftigen, wenn man über den Konflikt reden möchte. Aus diesem Grund fand sie nur lobende Worte für die Ausstellung „Hörbar. Stimmen zu Nahost.“, die sie gerne auch nach Dinslaken holen möchte.

Natürlich ließ es sich auch Schulleiter Elmar Welter nicht nehmen, die Ausstellung zu besuchen. Er freute sich sehr, damit die Chance zum Dialog zu eröffnen, und betont: „Es sollte keines Mutes bedürfen, der Ausstellung Raum zu geben, es sollte selbstverständlich sein. Ich erachte es als Selbstverständlichkeit, sich mit diesen Themen kritisch auseinanderzusetzen. Das gehört zu Demokratieerziehung.“ Und er bekräftigt: „Das wird nicht die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein!“