Immerhin habe er im Herbst des vergangenen Jahres den Beschluss, nicht mehr für den Posten des Landrates zu kandieren, aus freien Stücken und mit klarer Perspektive gefasst. „Außerdem bin nicht der Erste, der in Rente geht“, griemelt er leicht.
Zudem ist der Abschluss nicht ganz so abrupt (auch wenn sein Büro schon längst ausgeräumt ist und aktuell renoviert wird), da er die ein oder andere Funktion (Regionalrat, Aufsichtsräte) zum Teil noch bis zum Ende des Jahres wahrnehmen muss/darf, bis im Nachgang der jüngsten Kommunalwahl auch all diese Gremien neu konstituiert worden sind.
Bis dahin dürfte Petrauschke dann auch die mentale Ablösung von seinem großen Amt geschafft haben, denn am Rande des Interviews im „Blauen Saal“ des „Ständehaus“ wurde deutlich, dass er immer noch „den Landrat verinnerlicht“ hat: Da plauderte er nämlich über die Baustelle vor dem Fenster, wo Kunstwerk/Brunnen wieder hergestellt werden, wobei man auf einen ehemaligen, vergessenen Bunker gestoßen sei, für den man aber den Eingang nicht finden könne.
Und er plauderte über regelmäßige Renovierungsarbeiten im „Blauen Saal“ (wo zum Beispiel irgendwann der mehrfach geflickte Bodenteppich ausgetauscht worden sei) und über die imposanten Kronleuchter, für die es keine Glühbirnen mehr gebe. „Schauen Sie, wie viele davon schon kaputt sind. Da müssen wir uns auch einfallen lassen. Vielleicht kann man mit LEDs arbeiten“, schaute Petrauschke weit über das Ende seiner Dienstzeit hinaus.
Was er (im Gegensatz zu einem der Vorgänger!) auf jeden Fall nicht machen will: Als Landrat a. D. regelmäßig im Kreishaus auftauchen und ungefragt Kommentare absondern. Aber: „Wer mich fragen will, kann mich fragen“, macht er deutlich.
Nach dem 1. November „habe ich nichts mehr sagen“. Dann sei seine Wunschnachfolgerin am Ruder und die müsse ihren eigenen Weg finden und nehmen. Denn Politik habe immer auch mit Zeitgeist zu tun: Irgendwann sei man froh gewesen, als die Straßenbahnen aus den Innenstädten verschwanden, man habe Platz zum Parken geschaffen. Und heute gehe der Trend in die genau andere Richtung. Atomstrom, Wehrdienst und vieles andere mehr habe sich in der Bewertung immer wieder geändert.
Ja, manches hätte man in seinen Jahren als Landrat auch anders machen können. Er wisse, dass er oft mit Verve vorgeprescht sei. Vieles wäre aber auch nicht seine Entscheidung, sondern Vorgabe übergeordneter Behörden gewesen (Konverter, Krankenhaus etc.). „Wenn Umstrukturierungen notwendig sind, dann müssen wir eben reagieren“, postuliert er mit Blick auf die Krankenhaus-Diskussion, die ihn schon belastet hat.
Hätte man nicht reagiert, „wäre uns alles um die Ohren geflogen“, so wie in anderen Krankenhäusern diesseits und jenseits des Rheins. „Und Grevenbroich bekommt im kommenden Jahr wahrscheinlich zusätzlich noch eine Abteilung für Schmerztherapie“, fügt er an.
Stolz ist er übrigens darauf, dass er „immer auf dem Geld gesessen“ habe. Die Gebäude zum Beispiel seien regelmäßig saniert worden, sodass sie nun in einem guten Zustand seien und problemlos weitergenutzt werden könnten. Und auch die Kreisumlage (das, was die Städte an den Kreis zahlen müssten) hätte sich mehr als zufriedenstellend entwickelt.
Konkrete Anschlussprojekte hat Hans-Jürgen Petrauschke also noch nicht. Er will zunächst einmal entschleunigen. „Die Tage haben auch weiterhin 24 Stunden. Und die müssen auf Dauer anders gefüllt werden“, bestätigt er. Aber das „Wie“ will er bewusst noch offen halten ...!