„AKA“-Trio: keine Scheu vor anspruchsvoller Kost mit reichlich Dissonanzen „Wir müssen nicht in die Carnegie-Hall“
Rommerskirchen · Das „AKA Trio“ nimmt sich mit Begeisterung Stücke vor, die sonst nur selten zur Aufführung kommen, und verschafft damit sich selbst und dem Publikum einzigartige, magische Momente.
Wenn drei Musiker beschließen, ein klassisches Trio zu bilden, miteinander zu spielen, Konzerte zu geben, vor Publikum aufzutreten und es im besten Fall zu begeistern, dann stellt sich ihnen gleich zu Beginn eine entscheidende Frage und die lautet: Passt das mit uns? Von der Antwort hängt alles ab. „Die Chemie muss einfach stimmen, sonst geht es nicht“, sagt Klaus Eckert. Der Pianist des AKA-Trios sitzt mit seinen beiden Kollegen am Tisch im Esszimmer seines Hauses in Rommerskirchen und erinnert sich daran, wie ihr gemeinsamer Weg begann.
Wie er im Rahmen eines Meisterkurses in Prag zunächst dem Cellisten und Klarinettisten Andreas Missel begegnete, mit dem er bei einem Bierchen erste Pläne für ein Trio schmiedete und der ihm von Andreas Illgner erzählte, dem Violinisten, und wie sich alle drei etwas später, wieder zurück in Deutschland, für ein erstes Abtasten miteinander trafen. Sie spielten Antonin Dvořáks Klaviertrio Nr. 4, besser bekannt unter dem Titel „Dumky-Trio“. Kein einfaches Stück, ganz im Gegenteil. „Das ist ein echter Brocken“, sagt Andreas Illgner und lacht.
Um festzustellen, ob es zwischen drei Musikern passt, braucht es nicht unbedingt viel Zeit. Mitunter sind schon nach einigen Takten die Verhältnisse geklärt, so auch in diesem Fall. „Für mich bedeutete gleich dieses erste Zusammenspiel ein echtes Glücksgefühl“, erzählt Klaus Eckert. „Es hat irgendwie sofort gestimmt“, bestätigt Andreas Missel und Andreas Illgner nickt nachdrücklich. 2018 war das; sie benannten sich nach den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen: „AKA-Trio“.
Rund zehn Konzerte haben sie seitdem gespielt, es wären mehr, wenn nicht Corona dazwischengefunkt hätte. Das erste fand vor fünf Jahren in der Neusser „Versöhnungskirche“ statt und erregte große Aufmerksamkeit. Die Presse lobte das „virtuose und hochsensible Spiel“ sowie die gelungene Verbindung von Intellekt und Gefühl. Ohne es ursprünglich geplant zu haben, ist das „AKA-Trio“ mittlerweile bekannt dafür, neben Werken der Wiener Klassik und der Romantik, bevorzugt Kompositionen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu spielen, die nur selten zur Aufführung kommen. „Wir haben festgestellt, dass genau diese Stücke beim Publikum unheimlich gut ankommen“, erzählt Andreas Illgner. Außerdem nehmen sie sich ganz bewusst die Freiheit, nicht dem Massengeschmack zu folgen, sondern Risiken einzugehen – keine Scheu vor anspruchsvoller Kost mit reichlich Dissonanzen. „Wir können das machen, weil wir nicht von der Musik leben müssen.“
Alle drei gehen neben der Kunst bürgerlichen Berufen nach. Andreas Illgner aus Kaarst arbeitet als Maschinenbauingenieur, Dr. Andreas Missel kommt aus Düsseldorf und ist Biochemiker und Klaus Eckert aus Rommerskirchen unterrichtet Musik und Englisch an der „Gesamtschule an der Erft“ in Neuss. Das eine ist der Broterwerb. Das andere die Leidenschaft.
Als kleine Jungen haben sie angefangen zu musizieren, täglich geübt, selbst wenn mal die Lust nicht gar so groß war. In ihrer künstlerischen Laufbahn haben sie einiges ausprobiert, gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Aber richtig angekommen, sagen sie, seien sie erst jetzt. Dabei hat gerade die Dreierkonstellation ihre Tücken. „Es ist ein besonderer Klang, und es bedarf großer Harmonie“, erläutert Andreas Missel, „keiner darf zu dominant sein, es gilt, die richtige Balance zu finden.“ Oftmals funktioniert die Verständigung nonverbal – ein Blick, ein Nicken, ein Lächeln.
Das zu beobachten, kann auch für das Publikum eine spannende Sache sein. Im besten Falle entstehen so für alle Beteiligten magische Musikmomente, wie etwa bei der Aufführung des Klaviertrios von Anton Arensky. „Das fühlt sich an manchen Stellen an, als bade man in Milch und Honig“, sagt Andreas Illgner.
Der gemeinsame Weg, da sind sich die drei Musiker einig, soll noch lange weitergehen. Es gibt so viel zu entdecken. Tatsächlich herrscht kein Mangel an Literatur für Musiktrios und beim „AKA-Trio“ erweitern sich die Möglichkeiten noch, weil Andreas Missel nicht nur Cello, sondern obendrein Klarinette spielt. Wo auch immer die Reise hinführt, sie wollen es entspannt angehen. „Wir müssen nicht in die Carnegie-Hall“, sagt Klaus Eckert, „wir spielen dort, wo man uns hören möchte, geben unser Bestes. Und vielleicht noch etwas obendrauf.“ Klingt richtig gut.