Ein ganz besonderer Einsatz Nähen für Wildtierpfleglinge

Rommerskirchen · Hier fühlen sich Eichhörnchen, Igel und Co. wohl: Aus ganz Deutschland haben sich Mitglieder in der Facebook-Gruppe „Filzen, Stricken, Nähen für Wildtierpfleglinge“ zusammengefunden, um Menschen, die verwaiste oder verletzte Wildtiere aufpäppeln, zu unterstützen. Mit sogenannten „Kuschelwerken“ – selbstgemachten Nestern, Hängematten und vielem mehr – sorgen sie dafür, dass sich die Tiere in der ungewohnten Umgebung wohlfühlen. Auch die Rommerskirchenerin Eva Hrubesch ist in de Gruppe aktiv und näht mit großer Begeisterung.

Nähen für Wildtierpfleglinge
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Foto: privat

„Ich bin schon immer Tierschutz-orientiert, habe einen Garten und auch schon mal einen Igel gefunden und in die Igelstation gebracht“, berichtet Eva Hrubesch, die sich auch bei der Tiertafel in Bergheim engagiert. Und als sie im vergangenen Sommer gefragt wurde, ob sie Säckchen für die Tiere nähen könne, wie sie der Station bereits von jemandem aus der Facebook-Gruppe zur Verfügung gestellt wurden, machte sie sich sofort schlau.

Kurzerhand trat sie der Gruppe „Filzen, Stricken, Nähen für Wildtierpfleglinge“ bei, auch wenn Handarbeit noch etwas ganz Neues für sie war, wie die Rommerskirchenerin schmunzelnd zugibt: „Ich konnte damals gar nicht nähen, aber ich dachte, die sehen nicht so schwierig aus, das kann ich ja mal probieren.“

Das Besondere an der Gruppe: Sie besteht zum einen aus denen, die nach den vorgegebenen Mustern nähen, stricken oder häkeln, und zum anderen aus Igelstationen, Tauben-Päpplern und anderen, die sich dort Kuschelwerke für ihre Schützlinge wünschen dürfen. Diese werden dann ehrenamtlich von den fleißigen Mitgliedern erfüllt. Welche Wünsche man „adoptiert“, entscheidet jeder selbst, je nach Können oder aber auch nach benötigtem Material. Hier helfen sich die Mitglieder auch gerne einmal aus, wenn jemand etwas zu viel hat.

„Ich habe ganz irre gestaunt, was alles so genäht wird“, erinnert sich Hrubesch, „es gibt ganz viele verschiedene Artikel für die unterschiedlichen Tiere, fast wie ein Online-Shop.“ Es gebe auch immer mal wieder Sonderwünsche, zum Beispiel für Inkubatoren, in denen die ganz jungen Eichhörnchen ihre erste Zeit verbringen. Dafür gibt es die Tüftelecke, in der Administratoren neue Schnittmuster erarbeiten und Päppler diese testen und Feedback geben. Über diese simplen Igel-Säckchen ist Hrubesch in die Gruppe hineingestolpert und hängen geblieben.

 Eva Hrubesch mit ihrem verstorbenen Hund Vanille.

Eva Hrubesch mit ihrem verstorbenen Hund Vanille.

Foto: privat

Mittlerweile näht sie auch für Tauben und Eichhörnchen: „Andere sagen vielleicht, das schaffe ich nicht, aber das ist wie Mathe: Schritt für Schritt kann man sich da reinfuchsen. Und man näht ja dann fünfmal das Gleiche. Wenn man zum Beispiel den Kuscheleimer einmal kann, ist das nur noch Fleißarbeit. Und dann näht man vorm Fernseher halt auch schon mal bis Mitternacht oder länger.“ Für ihr neu gefundenes Hobby hat sich die 48-Jährige zu Weihnachten sogar extra eine neue Nähmaschine gekauft.

Wie viele Kuschelwerke sie bereits genäht hat, kann sie nicht mehr zählen. Allein am Montag hat sie fünf Päckchen auf den Weg gebracht. Daran ist aber auch ihre bald 80-jährige Mutter nicht ganz unschuldig, denn die näht seit einiger Zeit fleißig mit. „Ich drucke die Anleitungen aus und bestelle Material online, das kann sie nicht, aber nähen kann sie wie eine eins“, lacht Hrubesch. Die Kuschelwerke zu nähen sei eine gute Möglichkeit, die Corona-Pandemie zu überbrücken. Außerdem lenkte es die Rommerskirchenerin in der Zeit ab, als ihr Hund starb. Sie weiß aber auch, dass sie ihr derzeitiges Näh-Pensum nicht für immer beibehalten kann. Da spielt ihr aktuell die Pandemie in die Karten. Wenn sie wieder ganz normal ihrem Job nachgehen kann, wird sie wohl weniger Zeit für ihr Herzens-Projekt haben. Aufhören wird sie aber nicht: „Es ist wirklich eine Gruppe fürs Herz und da näht man gerne mal nachts noch eine Stunde länger, um die Wünsche fertig zu bekommen.“

Die größte Freude für sie und alle anderen Mitglieder seien immer die Fotos der Päppler, die Bilder ihrer Schützlinge in den Kuschelwerken teilen. Zwar habe leider nicht immer jede Geschichte ein positives Ende, aber es gebe jede Menge Happy Ends. „Da fiebert man richtig mit.“

Da Hrubesch und die anderen Handarbeiter Kosten für Material und Versand selbst übernehmen, sind sie immer auf der Suche nach der einen oder anderen Spende. Besonders Biber-, aber auch Baumwollbettwäsche werde gesucht, da diese Stoffe das Hauptmaterial beim Nähen seien. „Es macht keinen Sinn, neue Biberbettwäsche zu kaufen, wenn die Leute die in den Schränken liegen und seit zehn Jahren nicht mehr benutzt haben, weil das Muster zum Beispiel schrecklich ist“, weiß die 48-Jährige. Und die seien den Tieren egal, nur den Nähern mache es natürlich Freude, etwas mit einem schönen Muster zu verarbeiten.

In hiesigen Facebook-Gruppen hat sich Hrubesch schon auf die Suche nach Material begeben und konnte so in den vergangenen Tagen Stoff für die nächsten Projekte einsammeln: „Das waren lauter nette Leute. Ich habe auch Sachen mitgebracht und gezeigt, was wir nähen. Die waren ganz interessiert und fanden das auch sehr berührend.“ Wer die fleißigen Näher nun auch unterstützen möchte und beispielsweise Baumwoll- und insbesondere Biberbettwäsche zu verschenken hat, kann sich gerne bei Eva Hrubesch per E-Mail an eva-hrubesch@t-online.de melden. Zur Facebook-Gruppe geht es hier.

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