Nachdem Harald Zillikens (CDU) bei der Kommunalwahl 2020 mit über 70 Prozent der Stimmen souverän in seine dritte Amtszeit startete, fiel das Ergebnis nun denkbar knapp aus. Der amtierende Bürgermeister erhielt 48,03 Prozent, Philipp Sieben (parteilos, unterstützt von SPD) 43,69 Prozent und Tobias Hekermann (Die PARTEI) 8,28 Prozent. Am 28. September gehen Sieben und Zillikens daher in die Stichwahl.
Während Zillikens sich nach der Wahl zwar freute, dass die CDU Jüchen ein starkes Ergebnis erzielt hat und man mit den Themen Sicherheit und Schule die Bürger erreicht habe („Sie haben uns den Auftrag gegeben, das Versprochene umzusetzen.“), scheint er sichtlich enttäuscht, wie die Bürgermeisterwahl ausgegangen ist: „Hier hatte ich mir mehr erhofft.“ Er bedankt sich, dass fast die Hälfte der Wähler ihm auch in Zukunft ihr Vertrauen schenken möchte, redet das Ergebnis aber nicht schön: „Ich sehe, dass es zahlreiche kritische Stimmen gibt, die sich nicht mitgenommen und verstanden fühlen. Das nehme ich sehr ernst. Deswegen möchte ich die Zeit nutzen, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und über das zu sprechen, was Sie bewegt und wie wir es gemeinsam schaffen können, den eingeschlagenen Weg für ein starkes Jüchen auch in Zukunft fortzuführen. “
Bürgermeisterkandidat Philipp Sieben zeigte sich verständlicherweise erfreut, über sein starkes Ergebnis und dass es gelungen ist, die Wahlentscheidung zu vertagen. „Die Bürgermeisterwahl am vergangenen Sonntag hat gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Jüchen einen echten Dialog auf Augenhöhe und ehrliches Interesse an ihren Sorgen schätzen. In einem Punkt stimme ich Herrn Zillikens und den ihn unterstützenden Parteien zu: Jüchen braucht einen erfahrenen Bürgermeister mit einem guten Netzwerk. Mit einer zwanzigjährigen Berufserfahrung im öffentlichen Dienst – davon rund die Hälfte in Führungspositionen – und einer hervorragenden Vernetzung in der nordrhein-westfälischen Landesverwaltung bringe ich genau das mit. Diese Erfahrung möchte ich mit frischen Ideen kraftvoll und engagiert in den kommenden fünf Jahren im Rathaus einsetzen“, erklärt Philipp Sieben, „was Jüchen hingegen nicht braucht, ist parteipolitisches Taktieren. Als parteiloser Bürgermeister stehe ich deshalb für einen parteiübergreifenden Austausch. Ich lade weiterhin alle Parteien zur Zusammenarbeit ein, damit wir gemeinsam die besten Lösungen für Jüchen finden können!“.
Während es bei der Wahl zum Bürgermeister also noch einmal spannend wird, steht die Zusammensetzung des Stadtrats bereits fest. Die Sitzzahl wurde dabei von 38 auf 44 aufgestockt. Obwohl der CDU-Bürgermeister einige Stimmen einbüßte, zeigte sich bei der Stadtratswahl ein anderer Trend für die Jüchener Christdemokraten. Hier blieb das Ergebnis mit einem Plus von 0,52 Prozentpunkten auf 44,59 Prozent fast identisch zu 2020. In den 19 Wahlbezirken sicherten sich die CDU-Kandidaten die Direktmandate für den Stadtrat (plus zwei Sitze im Vergleich zu 2020). Über ein Plus von rund 6 Prozent freut sich die Jüchener SPD, die damit ihre Position als zweitstärkste Kraft bestätigt. 24,47 Prozent der Wähler überzeugten die Sozialdemokraten, die künftig mit elf statt bisher sieben Sitzen im Rat vertreten sein werden.
Auch die FWG Jüchen darf sich über ein Plus freuen. Mit 11,58 Prozent der Stimmen (plus 3,15 Prozent) hat die Wählergemeinschaft nun fünf Sitze im Stadtrat und damit zwei mehr als bisher. Ebenfalls mit fünf Sitzen vertreten sein wird Bündnis 90/Die Grünen. Damit wird sich im Vergleich zur Kommunalwahl 2020 nichts ändern, dennoch muss die Partei einen Verlust von 2,77 Prozent der Stimmen auf 10,29 Prozent hinnehmen. Einen Stimmverlust hat auch die FDP zu beklagen (-1,66 Prozent). Mit 9,07 Prozent der Stimmen wird die Partei aber nach wie vor mit vier Sitzen im Rat vertreten sein.
Für die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters heißt es nun also wieder: Nutzen Sie Ihre Stimme! Wähler werden über die Stichwahl nicht gesondert mit einer neuen Wahlbenachrichtigungskarte informiert. Die bereits zur Hauptwahl ausgegebenen Wahlbenachrichtigungskarten sind auch bei der Stichwahl gültig. Wer seine Wahlbenachrichtigungskarte nicht mehr besitzt, kann sich im Wahllokal (demselben wie am 14. September) durch seinen Personalausweis legitimieren. Die Wahllokale haben am 28. September von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Außerdem ist es auch möglich, direkt im Wahlamt im Rathaus, Am Rathaus 5, während der regulären Öffnungszeiten und am Freitag, 26. September, bis 15 Uhr zu wählen. Wer sich bereits bei der Hauptwahl für eine Briefwahl entschieden hat, erhält den Stimmzettel für die Stichwahl in der Regel automatisch zugesandt.
Wer noch Briefwahl beantragen möchte, kann dies online über www.juechen.de/rathaus/wahlen tun. Die Briefwahlunterlagen müssen am Wahlsonntag bis 16 Uhr wieder beim Wahlamt eingegangen sein.