Die „Gillbach-Liga Rommerskirchen“ Hier steht Husten unter Strafe

Butzheim · „Du musst in den Tunnel. Hundertmal dasselbe machen. Ohne Tunnelblick haut man schnell einen daneben.“ So beschreibt Patrick Leyser, erster Vorsitzender der „Gillbach-Liga Rommerskirchen“ und amtierender Liga-Meister (mit guten Chancen, sich den Titel auch in diesem Jahr wieder zu holen), die Faszination des Dart-Sports.

Im Bild von links nach rechts: Jannik Wunderlich, Dieter Mandel, Lukas Wunderlich (Vize- Vorsitzender), Stefan Schäben, Nikolas Elendt, Alexander Mandel (Kassierer), Niklas Preuß, Michael Wunderlich. Unten sitzend: Patrick Leyser (Vorsitzender und aktueller Liga-Meister).

Foto: KV./Liga/Gerhard P. Müller/Liga

Sein Verein wurde als „Familien-Idee“ 2018 gegründet. 2019 spielte man die erste Saison. Seit 2024 ist man eingetragener Verein. Aktuell gibt es neun Mitglieder; in der „Gillbach-Liga“ treten zehn Dart-Sportler gegeneinander an. In der Saison geht es viermal jeder gegen jeden („Round Robin“). Im Vereinslokal in Butzheim wird dann immer wieder von 501 abwärts gezählt. Da „nur“ zwei Dart-Anlagen zur Verfügung stehen, kann das Spielerfeld aktuell nicht mehr wachsen. Das würde nämlich jeden Zeitplan sprengen.

„Jeder trainiert für sich zuhause“, erklärt Lukas Wunderlich, Vize-Vorsitzender der „Gillbach-Liga Rommerskirchen“. „… Dart ist halt ein Einzelsport“. Und in dem kommt es vor allem aufs Konzentrieren an; das Körperliche spiele kaum eine Rolle, erläutert er. Er vergleicht in diesem Sinne das Darten auch eher mit dem Schach-Sport.

Foto: KV./Liga/Gerhard P. Müller/Liga

Die Zielscheibe muss man fest im Blick, den Bewegungsablauf automatisiert und alle anderen Gedanken ausgeschaltet haben, damit der Pfeil im Wunschfeld landet. „Ist der Spieler abgelenkt, geht der Pfeil sofort wo anders hin.“ Deshalb dürfe man einem schlechten Wurf auch nicht nachtrauern. Ansonsten werde der nächste auch nicht besser.

Da die beiden Kontrahenten immer direkt hintereinander werfen, mag die Versuchung groß, den Gegner ein wenig zu stören. Doch hier gibt es ein gestrenges Reglement: Zufälliges Husten oder Niesen sind streng verboten und mit Strafen belegt. Dafür wird gerade bei Profis mit einem anderen Trick gearbeitet: Für die Würfe gibt es ein Zeitlimit und im Wettkampf stellt sich zwischen den Akteuren ein Spielrhythmus ein. Den versucht so manch ein Profi durch gezieltes Verzögern zu stören. Der andere ist irritiert, kommt aus dem „Tunnel“ und wirft vielleicht minimal schlechter, was dem „Verzögerer“ den Sieg bringen kann.

Patrick Leyser.

Foto: KV./Liga/Gerhard P. Müller/Liga

„Wir spielen aber einfach“, lacht Patrick Leyser. Und sein Vize ergänzt: „Wir sind absolute Amateure“. Die beiden sind sich einig: „Wir wollen keine Granaten aus Neuss oder so haben. Wir wollen familiär bleiben.“ Denn aktuell treten zum Beispiel die Brüder Wunderlich gegen Vater und Onkel an. Das ist übrigens auch in der Vereinssatzung festgeschrieben: Es geht darum, den Dart-Sport in der Rommerskirchener Gemeinde zu etablieren und zu fördern. Andere oder größere Turniere besuchen die Gillbach-Darter nur als Zuschauer.

Für die müsse man eh Qualifyings absolvieren und am Ende seien es doch fast immer die gleichen Hundert, die bei den mit lukrativen Preisgeldern dotierten Turnieren antreten dürften. Diese Wettkämpfe sind in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer populärer geworden. Zum einen, weil deutsche Spieler es geschafft hätten, sich in die von Briten und Niederländern dominierte Weltspitze zu arbeiten. Zum anderen, weil das deutsche Publikum schon sehr speziell wäre und diese Turniere durchaus Event-Charakter hätten.

Lukas Wunderlich.

Foto: KV./Liga/Gerhard P. Müller/Liga

Außerdem habe der Dachverband, die PDC, dafür gesorgt, dass der Dart-Sport von seinem „Zigaretten- und Bier-Image“ weggekommen sei. Leyser: „Die haben alles sehr professionalisiert. Bis hin zu Kleiderordnung und Dopingtests.“

Um satzungsgemäß für den Sport mit den Dart-Pfeilen zu werben, veranstaltet die „Gillbach-Liga“ einmal im Jahr ein eigenes Turnier, bei dem die Mitglieder übrigens selbst nicht antreten. Und bei dem auch Spieler anderer Vereine nicht erwünscht sind. Man wolle so wirklichen Laien und Anfängern aus dem Gillbachland die Möglichkeit geben, zu spielen, erste kleine Erfolge zu haben und so vielleicht zu diesem besonderen Sport zu finden.

Das nächste Turnier findet im Februar wieder in Vanikum statt. Dann gibt es sogar für den Gewinner ein kleines Preisgeld. Dort und auch im Verein sind alle willkommen, die 18 Jahre oder älter sind und die einen Bezug zu Rommerskirchen haben. Natürlich auch Frauen. Dass die „Gillbach-Liga Rommerskirchen“ aktuell eine rein männliche Angelegenheit ist, sei purer Zufall …