#Umweltschutz: Imker Seipold weiß: „Bienen bekommen mehr Probleme“

„Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier des Menschen“, weiß Michael Seipold. Denn die Biene macht weitaus mehr als nur Honig – das aber wissen viele gar nicht. Deswegen liegt dem Hobbyimker das gelb-schwarze Insekt auch so sehr am Herzen. In den vergangenen Jahren beeinflussen aber immer mehr äußerliche Faktoren das Überleben der Bienenvölker.

 Hobbyimker Michael Seipold.

Hobbyimker Michael Seipold.

Bedburdyck. Zu wenig natürliche Hohlräume, Gift, Elektrosmog und natürlich die an Beliebtheit wachsenden Steingärten – die Liste der Feinde von Bienen wächst immer weiter. „Jedes Jahr gehe ich mit einem schlechten Bauchgefühl in den Winter“, berichtet Michael Seipold daher aus eigener Erfahrung, „vor drei Jahren ist die Hälfte meiner Bienenvölker einfach verschwunden oder verendet. Und das lag nicht an dem Futter – davon gab es genug.“ Dass sich etwas ändert, beobachtet der Bedburdycker schon länger. Und obwohl die Imkerei kein zeitintensives Hobby sei, beschäftige er sich rund um die Uhr mit dem kleinen Wesen, das so viel bewirken kann. „Bienen bekommen immer mehr Probleme. Weil die Völker sich vor allem Hohlräume – wie etwa hohle Bäume – als zu Hause suchen, würden sie ohne den Menschen kein Heim mehr finden“, bedauert Seipold, „immer mehr Bäume werden gefällt (Lesen Sie auch den Artikel zum Bäumefällen an der Peter-Busch-Straße in Hochneukirch auf der Titelseite) und da der Rhein-Kreis sowieso als eine der waldärmsten Regionen bezeichnet wird, würden die Bienen ansonsten nicht überleben können. Von einem Kollegen weiß ich sogar, dass sich die Bienen teilweise Glascontainer als neues Zuhause suchen. Das ist doch traurig.“

Der Bedburdycker hat vor vielen Jahren mit der Imkerei angefangen – damals noch ohne Völkerverluste – und schenkt inzwischen sechs Bienenvölkern ein Zuhause.

„An der Wildobstwiese in Bedburdyck habe ich einige Stämme abgestellt, die wurden aber von Unbekannten umgeworfen“, schüttelt er den Kopf über den unnötigen Vandalismus.

Ein weiteres Bienenvolk verlor Michael Seipold, weil in der nahen Umgebung Gift auf den Pflanzen verteilt wurde, ist er sich sicher: „Bienen fliegen einen Radius von etwa zwei bis drei Kilometern, sie nehmen das Gift automatisch bei der Bestäubung der Pflanze auf und am Ende landet es auch im Honig. Bio-Honig in der Art gibt es deswegen nicht. Ein Imker kann nicht kontrollieren, wohin die Bienen fliegen.“ Ein weiterer Feind der Biene sei der Elektrosmog.

„Durch die Strahlung“, mutmaßt Seipold, „verlieren die Bienen die Orientierung und kehren einfach nicht zurück.“ Etwas, was Seipold ebenfalls schon einmal erleben musste. Ebenso wie der Modetrend zu Steingärten. „Bienen bestäuben die Pflanzen. Dabei arbeiten sie – anders als Hummeln – eine Blüte erst einmal ab“, erklärt Seipold die Faszination der Blütenstetigkeit.

Doch noch sei es nicht zu spät, um etwas für das kleine Insekt zu tun: „Wenn noch mehr Bauern die Seitenstreifen der Felder mit Wildblumen bepflanzen, hilft das der Biene. Oder auch beispielsweise die Dächer der Bushaltestellen zu bepflanzen, wie unsere Landesnachbarn das tun“, regt er die Stadt Jüchen zum Handeln an, „und natürlich ist es schade, wenn Bäume gefällt werden.“

Alina Gries

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