Eine überraschende Symbiose Knatternde Bikes & seltene Kröten

Gindorf · Der Motor-Sport-Club (MSC) Grevenbroich beweist eindrucksvoll, dass laute Motoren und zarte Amphibien keine Gegensätze sein müssen. Für sein außergewöhnliches Engagement im Umweltschutz wurde der Verein bereits mehrfach ausgezeichnet – sowohl national als auch international.

Die Kreuz- und Wechselkröten fielen in den vergangenen Wochen durch ihren lautstarken, aber schönen „Gesang“ auf.

Foto: Ullrich

Bereits 2016 erhielt der MSC den Umweltpreis des „Deutschen Motorsport Bundes“ (DMSB). Ein Jahr später folgte der renommierte „FIM Environment Award“, der bei der Weltmeister-Gala in Andorra von keinem geringeren als Moto-Superstar Marc Márquez überreicht wurde – vor einem weltweiten Publikum.

Hinter diesen großen Ehrungen stehen kleine Kreaturen: die Kreuz- und Wechselkröten. Beide Arten stehen auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Tiere und fühlen sich auf dem Motocross-Gelände überraschend wohl.

Das sandig-wüste MSC-Gelände ist ein ideales Habitat für diese Kröten. Und sie sind nachtaktiv, vor den Crossern also sicher.

Foto: Ullrich

Wer meint, die Kröten würden durch den Fahrbetrieb gefährdet, liegt falsch: Tatsächlich benötigen die Kröten den aufgewirbelten Sand zum Überleben, da er ihnen eine Versteckmöglichkeit bietet, in der sie lange bewegungslos ausharren können – beispielsweise, um während Trockenphasen auf Regenfälle zu warten.

Ohne den regelmäßigen Betrieb würden die Flächen zuwachsen und den Kröten die Lebensgrundlage genommen werden. „Das Habitat könnte für sie nicht perfekter sein“, erklärt Claudia Ullrich, Umweltbeauftragte des MSC.

Und da die Motocrosser ohnehin tagsüber fahren und die Kröten nachtaktiv sind, käme sich auch niemand in die Quere.

In enger Zusammenarbeit mit der „Biologischen Station“ werden die Krötenbestände erfasst, ihre Laichplätze gepflegt und aktiv unterstützt. Anders als Frösche legen Kröten ihre Eier in langen Laichschnüren ab, die je nach Art 3.000 bis 15.000 Eier enthalten können.

Ullrich und ihr Team begleiten die Tiere aufmerksam durch die Laichzeit, sorgen für Wasserstellen und achten auf ihre Entwicklung. Durch diese Bemühungen konnte die Population der Kröten anwachsen. „Jeder ist willkommen, mitzumachen“, sagt Ullrich eindrücklich. Für diejenigen, die häufig im Motorcross-Gelände sind, bedeute dies, vor dem Training einen Hahn zu öffnen und danach wieder abzudrehen – eine kleine Geste, mit der Großes zu bewegen ist.

Ein wichtiges Anliegen ist Ullrich die Aufklärung über die streng geschützten Kröten, denn manche Menschen würden den Laich aus vermeintlich guter Absicht in den heimischen Teich bringen. „Dort gibt es aber keinen lockeren Sand, den die Kröten dringend brauchen. Die meisten überleben das nicht“, warnt sie.

Gerade deshalb sei es wichtig, die Kröten und ihren Nachwuchs in ihrem natürlichen Habitat zu respektieren.

Die erfolgreiche Arbeit des MSC Grevenbroich beweist, dass Motorsport und Naturschutz keine Gegensätze sein müssen. Im Gegenteil: Hier zeigt sich, wie verantwortungsvoll betriebener Motorsport die Biodiversität sogar fördern kann.

(Merle Triesch)