Die Top-Kurier Ortsvorstellung: Das sind jetzt unsere STADT-Teile Herberath: Ein Ort, in dem es sicher noch nie so oft gebrannt hat, wie sonst wo

Herberath · „Rath deutet ja immer daraufhin, dass hier früher ein Waldgebiet gewesen ist“, überlegt Armin Keller, „seitdem in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts hier die letzten Höfe errichtet wurden, ist der Ort im wesentlichen immer so geblieben, aber das macht den Charme ja auch aus.“

Herberath als Stadtteil von Jüchen
Foto: Nils Bosshammer

Sechs Vierkanthöfe stehen in Herberath und vor allem viel Weidefläche. Dabei ist der Hof Herberath 1 mit Baujahr 1846 als Letzter errichtet worden. „Alles hier steht unter Denkmalschutz, mit Ausnahme eines Hauses“, weiß Tobias Schreiber. Der 28-Jährige lebt bereits seit der fünften Generation auf dem letzten Hof kurz vor dem Feldweg Richtung Gierath.

Und sogar das nachweislich älteste Fachwerkhaus der Stadt Jüchen steht in Herberath. „Das ist von 1776“, berichtet Bewohner Nils Bosshammer, „sogar ein alter Siegelbalken ist dort errichtet.“ Ein wichtiges Wahrzeichen, so haben bereits schon (fast) alle Höfe in der Ortschaft gebrannt. Sogar die örtliche Hähnchenmast, direkt neben dem Hof der Schreibers, sei komplett abgebrannt.

Herberath als Stadtteil von Jüchen
Foto: Kurier Verlag/Alina Gries

„Hier leben etwa 65 Pferde“

Neben der Hähnchenmast hat es in Herberath sogar auch einen Sanitärbetrieb und eine Gärtnerei gegeben.

Heute gilt Herberath mit vielen Pferdehöfen als pferdereichster Ort. „Hier leben etwa 65 Pferde“, lacht Tobias Schreiber, „auf jeden Einwohner gehen fast zwei Pferde.“ Schreiber selbst betreibt mit seiner Familie das Gestüt Herberath. „Durch die Entwicklung der Stadt Jüchen und ständigen Modernisierungsarbeiten erhoffen wir uns auch in Zukunft eine gute Nachfrage um den Landwirtschaftlichen Betrieb so wie bisher erfolgreich fortzuführen“ erzählt er.

Herberath - ein reines Bauerndorf

Und auch in der Vergangenheit hat der kleine Ort, unmittelbar hinter „Polo“ einiges zu erzählen.

Ursprünglich gab es in Herberath einen Lehnshof, der zum Kloster Saarn gehörte. Dies war in der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts. „Vom Ursprung her war und ist Herberath immer ein reines Bauerndorf gewesen“, erinnert sich auch Friedrich Karl Schreiber, Opa von Tobias Schreiber, „in der Mittagspause war es immer total still, dann wurde auch vom ,stillen Herberath’ geredet.“ Dabei erinnert sich der 90-Jährige sehr genau an die Zeit während des Krieges: „An der Außenmauer ist eine Luftmine eingeschlagen.“

Noch in der heutigen Zeit kann man die Überreste sehen. „Hier war auch zu Zeiten des Krieges die Luftwaffe stationiert“, weiß Armin Keller aus eigener Recherche, „der Scheinwerfer stand da, wo jetzt die Windräder stehen und eine Flak-Station war in Kamphausen errichtet (dazu berichten wir mehr bei der Ortsvorstellung Kamphausen).“

„Stilles Herberath“

Sogar eine Panzerwerkstatt hat es Ende des Krieges hier in Herberath gegeben. „Ende Februar 1945 kamen die Amerikaner, später dann die Flüchtlinge aus dem Osten, die hier im Ort für mehrere Jahre einquartiert waren“, so Keller weiter. Heutzutage erreicht Herberath wieder die alten Bezeichnungen wie „Stilles Herberath“ oder „Bauerndorf“. „Sobald man alt genug war einen Mofa-Führerschein zu machen, haben wir den hier gemacht“, so Tobias Schreiber. Jetzt genießt der 28-Jährige aber die Ruhe.

„Man ist hier sein eigener Herr, das würde ich durch nichts ersetzen wollen.“

Sogar einen Brauchtums-Verein gibt es hier in Herberath. 18 Mitglieder von 34 Einwohnern zählt er. Dazu hat es einmal im Jahr ein Osterfeuer gegeben. „Das gibt es zwar nicht mehr, dafür treffen wir alle uns aber immer noch mindestens einmal im Jahr auf einen geselligen Abend“, erzählt Tobias Schreiber.

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